Knirschender Schnee

atDas Langweilige zuerst. Journalistisch falsch, muss aber sein. Vergangenen Montag haben sich A1 Telekom Austria und ÖSV öffentlich getraut, womit Trauung gemeint ist. Den Segen erteilte der langjährige ORF-Sportjournalist Robert Seeger. Er sprach von einer goldenen Hochzeit. Nur Glückseligkeit strahlte das Paar nicht aus. Klassische Vernunftehe!
Hochzeitsglocken verstummt

Peter Schröcksnadel wirkte ganz schön zerknirscht. Die gottähnliche Instanz des Skiverbandes machte gute Miene zum bösen Spiel. Hannes Ametsreiter lächelte wie der gütige Boddhisatva Maitrea. Es waren einfach keine Hochzeitsglocken mehr zu hören. Und in den Gesichter stand es ganz deutlich geschrieben, dass die Verhandlung zur Verlängerung des Sponsorings ein harter Kampf gewesen sein muss.

Die Sekundanten der WWP Group dürften schwere Zeiten hinter sich haben. Fakten dazu gibt es wenige abgesehen von dem Live-Eindruck den Ametsreiter und Schröcksnadel bei der offiziellen Unterzeichnung des Paktes hinterließen. Wahrscheinlich dachten sich beide beim öffentlichen Signieren, sie zeichnen gerade mit Blut anstelle von Tinte. Schröcksnadel sprach dann ja auch von einer "Werbepartnerschaft".

Dieser Begriff ist das deutlichste Zeichen für den Ausdruck eines, interpretierbar aus Sicht des ÖSV, kommerziellen Rückschritts. Schröcksnadel hatte in den vergangenen Jahren weder bei A1 Telekom Austria noch bei Iglo-Kooperationsfeiern des ÖSV von Werbepartnerschaften sondern immer von Sponsoring gesprochen. A1 Telekom Austria fügte im Pressetext dann das Wörtchen "dominant" in Verbindung mit einer Eventserie rund um die Top-Rennen in Kitzbühel, Schladming, etc. hinzu. Auffällig! Da sowohl beim ÖSV als auch bei A1 Telekom Austria gar nichts dem Zufall überlassen wird und Schriftstücke gleich welcher Art wie Diamanten und Gold geprüft werden, hat das Wörtchen dominant eine eigenartige, verstörende Wirkung und ermöglicht Rückschlüsse auf ein mögliches zähes Ringen zwischen beiden Vertragspartnern.

Ob die bedrückten und verunsicherten Gesichter von Marlies Schild, Gold-Fischi Fischbacher, Michael Walchhofer, etc. mit diesem Kampf zusammenhängen, ist reine Hypothese. Sie passten aber ganz gut zu Schröcksnadels Zerknirschtheit. Und was noch Indiz für einen zermürbenden Verlängerungskampf ist: die Prolongation des Sponsorings um vier Jahre. Okay. Das Sponsoring geht über zwei Weltmeisterschaften und die Olympischen Spiele in Sotschi. Das ist die Vernunft-Ebene.

Wahrscheinlich hat Schröcksnadel zwei Jahre als Gegenleistung für den Verzicht auf das Kopf-Sponsoring durch A1 Telekom Austria und wegen niedrigerer Budget-Mittel herausschlagen müssen. Letztes Indiz: Ametsreiter und Schröcksnadel stellten sich vergangenen Montag Fragen zum Sponsoring nicht gemeinsam öffentlich sondern nur im Einzelgespräch. Mag sein, dass ich mich in allen Punkten der Beweisführung irre! Eins bleibt: die von früher gewohnte Strahle-Kooperation zwischen dem ÖSV und A1 Telekom Austria ist es nicht mehr.

Thomas Loser

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