Keine Vermehrung in Wien

Javurek: Man weiß, dass Out-of-Home sichere und kostengünstige Reichweiten garantiert. Uns kennt man seit Jahrzehnten, das ist kein Experiment, man kehrt eher zum Ursprünglichen zurück und das kommt uns zu gute.
Die gute, alte
Litfaßsäule, das brave Plakat hält auch diese
Krise aus?
Javurek: In den letzten zehn Jahren hat sich die Gewista dramatisch gewandelt. Wie ich das Unternehmen übernommen habe war es ein traditionelles Plakatunternehmen. In der Zwischenzeit macht das Plakat nur mehr ein Drittel des Umsatzes. Zwei Drittel erwirtschaften elektronische Werbeträger wie City Light-Flächen, Rolling Boards, Infoscreens in U-Bahn Stationen oder in der Bahn selbst. Außerdem betreiben wir das Radverleihsystem Citybike Wien. Die gute alte Litfaßsäule und das Basismedium Plakat werden jedoch in Ehren gehalten.
Wo klingelt die Kassa am hellsten?
Javurek: City Light und Rolling Board sind die interessantesten Geschäftssparten.
Schöne, neue Medienwelt, sie sind gerüstet?
Javurek: Wir haben in den letzten Jahren unsere Hausaufgaben gemacht. Unsere neuen Werbeträger sind sehr stabil und generieren sogar leichte Zuwächse gegenüber dem Vorjahr. Und das war immerhin das beste Geschäftsjahr in unserer Geschichte.
Was heißt das? In Ziffern?
Javurek: Ein Konzernumsatz von über 150 Millionen und ein Gewinn in nahezu zweistelliger Millionenhöhe. Unser Unternehmen arbeitet nach wie vor sehr rentabel.
Wohin rollt das Geschäftsjahr 2009?
Javurek: Wir erwarten ein Ergebnis zwischen ganz zartem Rückgang und bleibendem Volumen. Wobei man wissen muss, dass wir im Vorjahr zwei große Umsatzbringer hatten. Die Fußball- Europameisterschaft und die Nationalratswahlen. Wenn ich 2009 um diese Effekte bereinige sind wir auf dem Vorjahrsniveau, auch was die Rentabilität betrifft.
2010 gibt's ja auch Wahlen. Zum Beispiel in
Wien.
Javurek: Wiener Wahlen haben natürlich auch eine größere Bedeutung, wobei man berücksichtigen muss, dass Wahlen einen Verlagerungseffekt in der Wirtschaftswerbung auslösen. Viele Unternehmen gehen aus der Wahlzeit hinaus und verlegen ihre Budgets in den Zeitraum davor oder danach.
Begleitet uns das Wort
Krise auch im nächsten Jahr?
Javurek: Ich schätze, es wird nicht so schnell noch oben gehen wie es einige prognostizieren. Die realwirtschaftlichen Faktoren kommen erst jetzt zum Tragen, die Arbeitslosigkeit steigt, damit wird sich die Kaufkraft verringern. Die Staatshaushalte haben im Wesentlichen ihr Pulver verschossen, da werden kaum noch große Konjunkturpakete verabschiedet werden. Man kann nur hoffen, dass die großen Dinger im Finanzsektor ausgestanden sind.
Wird es demnächst neue Werbeformen geben?
Javurek: Ja, aber darüber rede ich erst wenn es so weit ist. Was jetzt Vorrang hat ist eine Verbesserung und Verdichtung unserer Produkte. Rolling Board wird eine zusätzliche Präsenz erfahren, Infoscreen wird ebenfalls ausgebaut. Mit diesem Medium erreichen wir pro Woche mehr als die Hälfe der Wiener Bevölkerung. Das sagen nicht wir, sondern die Media-Analyse.
Der
Gewista sagt man eine besondere Nähe zur Wiener
SPÖ nach. Richtig oder falsch?
Javurek: Blödsinn! Das wurde ja auch vom Kontrollamt festgestellt. Mitbewerber werden genauso behandelt wie wir. Es ist schlicht und einfach so, dass wir sehr innovativ, sehr aktiv sind. Wenn man einmal wo steht und langfristige Verträge hat, dann steht man dort. Einige unserer Mitbewerber haben, mit Verlaub, lange geschlafen oder die falsche Strategie eingeschlagen. Das Medium Plakat weiter auszubauen wo kein Land so stark mit Plakaten besetzt ist wie Österreich, war falsch. Wien im speziellen ist an der Grenze dessen angelangt was es verträgt. Der öffentliche Raum ist nicht unendlich vermehrbar. Wir bauten zum Beispiel pro Rolling Board 10 Plakatflächen ab, insgesamt mehr als 4000.
Sie wurden jetzt 60 Jahre? Werden sie demnächst in Pension gehen?
Javurek: Warum, sehe ich so aus? (Lacht). Nein, im Ernst, ich habe einen einmaligen Job und mache den sehr, sehr gerne. Ich glaube, unsere Eigentümer sehen das auch so.
atmedia.at/
Franz Prassl
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