Jungjournalisten mucken auf

Ein Esel rennt nach einer an einer Angel befestigten Karotte.
In einem offenen Brief fordern Jungjournalisten das Ende von "prekären Arbeitsverhältnissen". Der VÖZ zeigt Verständnis.

Sie sind jung, Akademiker und hoch motiviert. Sie sind aber auch unterbezahlt, in prekären Arbeitssituationen und haben keine Lobby: Jungjournalisten, die als freie Dienstnehmer oder mit unterbezahlten Werk- und Kettenverträgen ihr Dasein fristen und oft unter der Armutsgrenze leben müssen – trotz Vollzeitarbeit mit Nacht- und Wochenenddiensten. In einem offenen Brief, den bis Freitagmittag 352 Menschen unterschrieben haben, fordern sie ein Ende der "prekären Arbeitsverhältnissen, die von Billiglöhnen und befristeten Anstellungen oder freier Tätigkeit geprägt sind."

Unter den Unterstützern finden sich auch bekannte Namen, wie zum Beispiel Anneliese Rohrer, Michael Nikbakhsh, Ressortleiter beim profil, der Präsident des österreichischen Journalisten Club Fred Turnheim, der Schriftsteller Franzobel oder der Politikwissenschaftler Thomas Schmidinger. Der Protest richtet sich an die Chefetagen aller österreichischen Medienhäuser, die darauf hingewiesen werden, dass das ständige Einsparen zur sinkenden redaktionellen Qualität führt und damit der österreichische Journalismus Gefahr läuft, bedeutungslos zu werden.

Organisiert wurde die Protestaktion von den Machern von paroli, einem neuen Internetmagazin, das am 5. März online gehen wird. Ebendort kann auch die Liste der Unterzeichner eingesehen werden, bzw. jeder kann die Aktion mit seiner Unterschrift unterstützen.

Reaktion des Verband Österreichischer Zeitungen

Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) zeigt Verständnis für die Anliegen der "paroli"-Redaktion: "Qualitativ hochwertiger Content, der Tag für Tag von unseren Journalistinnen und Journalisten geschaffen wird, braucht entsprechende Rahmenbedingungen, um entstehen zu können. Diese Rahmenbedingungen wollen wir weiter verbessern. Wir nehmen die berechtigten Anliegen der jungen Journalistinnen und Journalisten ernst, haben ein offenes Ohr für ihre Kritik und stehen für einen Dialog gerne zur Verfügung", betont VÖZ-Präsident Hans Gasser.

Auch Hermann Petz, Vorsitzender des VÖZ-Boards Kollektive Vereinbarungen, kann die Unzufriedenheit unter manchen jungen Redakteuren nachvollziehen: "Wir brauchen wirtschaftlich vertretbare Rahmenbedingungen, die es Verlegern erleichtern, unter Wahrung ihrer Wettbewerbsfähigkeit vermehrt junge Journalisten anzustellen. In den bereits seit drei Jahren andauernden Kollektivvertragsverhandlungen für Journalisten der Tages- und Wochenzeitungen bemühen wir uns um ein faires Ergebnis im Sinne aller Beteiligten."

Der neue Journalisten-Kollektivvertrag, der laut Verlegern auch die Einstiegs- und Arbeitsbedingungen für junge Journalisten und vor allem für Onlineredakteure "erheblich" verbessern soll, ist laut Verhandlern in greifbarer Nähe. Nach Angaben der Gewerkschaft scheiden sich die Geister aber noch an der Frage der Arbeitszeit. Gewerkschaftsvertreter Franz C. Bauer befürchtet, die Arbeitgeber könnten durch die Hintertür eine Sechs-Tage-Woche einführen wollen, was Hermann Petz vehement verneinte. Allerdings dürfe ein neuer KV eine freiwillige Arbeit an sechs Tagen auch nicht per se unmöglich machen, so Petz.

Immer mehr Journalisten begehren auf

In den letzten Tagen und Wochen werden immer mehr Stimmen laut, die sich gegen die momentanen Arbeitsbedingungen von Journalisten wehren. Sei es die ORF-Journalisten, die sich vom politischen Einfluss befreien wollen, die freien ORF-Journalisten die sich gegen die geringe Bezahlung wehren oder Frauen in der deutschen Medienbranche, die 30 Prozent der Führungsjobs fordern.

Weiterführende Links

Download

Kommentare