Hollywoods neue Liebe zum Aufwärmen

Han Solo und Chewbacca sitzen im Cockpit des Millennium Falcon.
Leichtes Geld mit Nostalgie: Kino und Fernsehen werden mit Altbewährtem überschwemmt.

Hollywood hofft ganz inständig, dass sich Rambo und Han Solo, Bridget Jones und Charlie Brown, die Gremlins und die Muppets und die Aliens, die X-Akten und "Full House", "Top Gun" und "Trainspotting" und viele weitere Kultserien und -filme der 1970er bis 1990er so verhalten wie ein gutes Gulasch: Dass sie nämlich aufgewärmt am besten schmecken.

Denn alle diese genannten Serien und Filme kommen demnächst wieder, und noch viele mehr.

Wenn die erste Hälfte der Zehnerjahre als das "Goldene Zeitalter" des Fernsehens in die Geschichte eingeht, dann könnte die zweite das Gulasch-Zeitalter genannt werden: Die Film- und Fernsehmacher setzen in noch nie dagewesenem Ausmaß auf das Aufwärmen, auf Vorgeschichten ("Prequels") und Fortsetzungen ("Sequels"), auf aufgefrischte Wiederverfilmungen ("Remakes") und inhaltliche Weiterentwicklung ("Reboots") von altbekannten Stoffen.

Täglich grüßt das Film- und Fernsehmurmeltier.

Die Macht erwacht

Der bisher größte Coup dieser neuen Liebe zum Aufwärmen steht unmittelbar bevor: Am 17. Dezember kommt der inzwischen siebente " Star Wars"-Film, "The Force Awakens", in die Kinos, und der dürfte nach Branchenschätzungen der lukrativste Film der bisherigen Geschichte werden.

Aber auch bei weniger prominenten Neuauflagen winkt das große Geld. Denn jene Menschen, die mit den Original-Serien und -Filmen aufgewachsen sind, sind mittlerweile voll im Erwerbsleben angekommen. Sie haben also das Geld, um öfters ins Kino zu gehen – der durchschnittliche Kinobesucher ist bereits 40 Jahre alt – oder die Extraausgaben für Bezahlfernsehen zu tätigen.

Und die Nostalgie ist dafür kein schlechter Anreiz: Die Stars der Kindheit erinnern an leichtere Zeiten.

Hollywood reagiert auf diese Entwicklung wie auf viele zuvor: mit aufgeregtem Übereifer.

Soeben hatte man noch knapp 30 Superheldenfilme für die nächsten paar Jahre in Auftrag gegeben, nachdem das Interesse an diesen Stoffen vor einigen Jahren rasant zu wachsen begann.

Was kommt:

Jetzt ist man voll auf Aufwärmkurs eingeschwenkt: Wer auf der "Internet Movie Database" (IMDb) nach geplanten oder in Angriff genommenen Sequels, Prequels und Remakes sucht, bekommt pro Ergebnisseite gleich einmal hundert Einträge aufgelistet – das aber auf 14 Seiten, sprich: Insgesamt sind knapp 1400 Einträge zu finden.Und die Bandbreite reicht bei den Fortsetzungen vom " Terminator" über "The Big Lebowski", "Kill Bill" und " Blade Runner" bis zu, nun ja, " Star Wars" eben, von "Indiana Jones" über die "Ghostbusters" bis zu "Fluch der Karibik Teil 6", "I, Robot Teil 2", "Zoolander Teil 2", "Independence Day Teil 3" und "Beverly Hills Cop Teil 4".

Kultserien wie "Twin Peaks", "MacGyver" und " Akte X" kommen wieder ins Fernsehen. Selbst der "Prinz von Bel Air", knietief in den 1990ern verhaftet (die Mode!), will es in die 2010er-Jahre schaffen.

Auch ein Remake von " Dirty Dancing" wurde jetzt bestätigt.

Charlie Brown umarmt Snoopy vor seinem roten Hundehaus.
This photo provided by Twentieth Century Fox Film Corporation shows Snoopy and Charlie Brown from Charles Schulz's timeless "Peanuts" comic strip in their big-screen debut in a CG-animated feature film in 3D, "The Peanuts Movie." The movie releases in U.S. theaters Nov. 6, 2015. (Blue Sky Animation/Twentieth Century Fox Film Corporation via AP)
Und so einiges überspringt auch die Genregrenzen: Die "Peanuts" kommen demnächst – 24. Dezember – ins Kino, dafür "Rambo" als Serie ins Bezahlfernsehen.

Einfallslos

Da fällt die Kritik natürlich leicht: Hollywood fällt nichts mehr ein. Und, siehe den übertriebenen Boom bei den Superhelden: Derartige Trends hängen dem Publikum schnell beim Hals raus, nur sind dann bereits viele Projekte auf Schiene, die zu spät in die Kinos kommen.

Ein weiteres Problem: Der Blockbuster – also das, was gern im Kino gesehen wird – verliert zunehmend seine Oscar-Würdigkeit. Vielleicht sollte man dort eine neue Kategorie einführen: die des bestaufgewärmten Stoffes.

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