Hochwertiger Journalismus soll gefördert werden

© Martin HörmandingerÜber eine Online-Medienförderung diskutierten beim ISPA-Forum 2015 (v. li.): Alexander Görlach, Josef Trappel, Gerlinde Hinterleitner, Jan Krone, Gerald Grünberger und Maximilian Schubert
Reformierte Medienförderung müsse auch Online-Medien umfassen, lautete eine einhellige Forderung beim ISPA-Forum.

© Martin Hörmandinger
Kommunikationswissenschaftler Josef Trappel
Für eine
Neuaufstellung der
Medienförderung plädierten Donnerstagabend im Rahmen des diesjährigen Forums derInternet Service Providers Austria (ISPA)gleich mehrere Medienexperten. Der Kommunikationswissenschafter Josef Trappel nahm dabei die Regierung in die Pflicht. Es brauche den "politischen Willen" für eine Reform: "Die
Medienförderung ist eine Möglichkeit, die Finanzierungslücke im Nachrichtenjournalismus zu schließen. Das Geld dafür sollte gemeinsam von der öffentlichen Hand und von denjenigen aufgebracht werden, die an Nachrichten verdienen." Trappel meinte, dass von den rund 200 Millionen Euro, die von der öffentlichen Hand pro Jahr für Werbung ausgegeben werden, etwa die Hälfte nicht wirklich notwendig sei. Man könnte "diese 100 Millionen" für die
Medienförderung verwenden und nach klaren und nachvollziehbaren Kriterien vergeben. Im Gegenzug könnten die geförderten Medien öffentlichen Stellen Flächen für Werbung im öffentlichen Interesse zur Verfügung stellen, so Trappel.

© Martin Hörmandinger
Alexander Görlach, The European
"Wenn die Todesanzeigen und der Stellenmarkt nicht mehr das Feuilleton oder den Leitartikel tragen, dann muss es andere Modelle geben", meinte auch
Alexander Görlach, Herausgeber und Chefredakteur des DebattenmagazinsThe European. "Crowdfunding ist gescheitert, bleiben nur noch Stiftungen, Mäzene und - der sicherste Hafen - der Steuerzahler", erklärte
Görlach.
Einig waren sich die Experten, dass eine reformierte Medienförderung künftig auch Online-Medien umfassen sollte. Die Zeitungsverleger treten für eine Förderung ein, "die unabhängig vom Trägermedium Papier die Erstellung von hochwertigem Journalismus fördert", sagte Gerald Grünberger, Geschäftsführer des Verbands Österreichischer Zeitungen (VÖZ). Entscheidend sei der "publizistische Mehrwert für die Demokratie".

© Martin Hörmandinger
Gerald Grünberger
Auch
Grünberger hält Einsparungen bei den Inseratenausgaben von Bund und Ländern für sinnvoll. Darüber hinaus sollten jene Teile der
ORF-Rundfunkgebühr, die nicht an den
ORFgehen, zweckgewidmet der
Medienförderung zugeführt werden. Der VÖZ-Vertreter nannte
Dänemark als Vorbild, wo der Staat über 50 Millionen Euro für
Medienförderung ausgibt. "Das ist kein Pappenstiel, aber es wurde notifiziert. Und
Dänemark hat 30 Tageszeitungen. Das ist doppelt so viel wie bei uns." Grundsätzlich sei der Schrei nach Förderungen nicht ideal, "aber wir leben halt nicht in einer idealen Welt", so
Grünberger.
Kommentare