Hier glaubt man Handke die Angst vor dem Elfmeter nicht

Ein Mann mit Trachtenhut lächelt vor einer Burgruine.
Die Dokumentation "Griffen" begibt sich auf die Spuren von Peter Handke (23.05 Uhr; ORF 2).

Dass Peter Handke „wohl was ist“, weiß man in Griffen. Schließlich hat er „Jurist studiert“. Aber lieber „tut er schreiben“. Obwohl er „nicht mehr der Jüngste“ ist.

In Griffen hat jeder eine Meinung zu Peter Handke: bewundernd, ablehnend, ambivalent. Viele verzeihen dem großen Sohn nicht, dass er das Dorf in seinem Roman „Wunschloses Unglück“ als dumpfes, weltfremdes Nest beschreibt. In der Doku „Griffen – Auf den Spuren von Peter Handke“ (23.05 Uhr, ORF 2) zeichnet der Kärntner Theaterregisseur, Filmemacher und Autor Bernd Liepold-Mosser, selbst 1986 in Griffen geboren, durch die Begegnung mit den Dorfbewohnern ein Bild des Schriftstellers sowie der kleinen Gemeinde am Rande des slowenischsprachigen Gebiets. Die humorvolle und demaskierend ehrliche Spurensuche führt zu den ungelösten Widersprüchen des Ortes, die mit dem Lebensraum einer kleinen Marktgemeinde und der verdrängten zweisprachigen Geschichte zu tun haben.

Menschlich

Handkes Halbbruder schildert im Film erfrischend gelassen die menschlichen Seiten seines bekannten Bruders, zeigt dessen Postkarten aus Frankreich und erzählt von seinen Anrufen und Besuchen, bei denen die Brüder miteinander schnapsen und plaudern. Dorfbewohner erinnern sich, wie Handke als Kind und Jugendlicher ein Einzelgänger gewesen sei und „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ sicher nicht kennen könne, habe er seine Zeit doch ausschließlich mit Büchern verbracht.

Auch die vermeintlichen Lügen im Werk „Wunschloses Unglück“, das die wenig schmeichelhaften Umstände des Selbstmordes der Mutter thematisiert, duldet man nicht. Auf den Spuren des „großen Sohnes“ Handke wird „Griffen“ zum Film über Literatur, Politik und das Leben in der Provinz. „Klischeebilder, Erinnerungen und Mutmaßungen verschmelzen mit eigenen Sehnsüchten, Träumen und Sorgen. Bewunderung und Verehrung vermischen sich mit Skepsis und Verurteilung“, sagt Liepold-Mosser.

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