Google-Feindschaft verbindet Medien

Eine lächelnde Frau mit blonden Haaren und einem dunklen Blazer vor einem weißen Hintergrund.
Österreichische MedientageDas Böse trägt bei den Österreichischen Medientagen den Namen Google. In der Diskussion Wo holen wir den Content her muss der Konzern als gemeinsamer Feind und damit als Konsenspunkt herhalten. "Google ist die Bedrohung für alle klassischen Medienunternehmen. Sie stehlen unseren Content und vermarkten ihn. Dagegen braucht es einen nationalen Schulterschluss", erklärte etwa ProSiebenSat.1 Puls 4-Geschäftsführer Markus Breitenecker. Die Vorschläge der Politik, gemeinsam mit Google eine Einigung zu erzielen, seien "völlig absurd", stattdessen brauche es "klare gesetzliche Reglungen". Für einen europäischen Ansatz in dieser Frage trat RTR-Rundfunk-Geschäftsführer Alfred Grinschgl ein.
"In allen europäischen Ländern gibt es Regulierungsbehörden für den Rundfunk, aber Googleund YouTubescheren sich nicht darum. „ Europa versus Kalifornien. Das würde mir gut gefallen."

Abseits dessen verliefen die Fronten in der Diskussion weitgehend entlang bekannter Linien: privater gegen öffentlich-rechtlichen Rundfunk sowie Österreich gegen Deutschland.

Breitenecker wirft beispielsweise dem ORF vor, zu viele hochkarätige Lizenzen bei Fiktion und Sport zu kaufen und deshalb nicht mit seinem Budget auszukommen. Er plädierte für die "sauberste Lösung" und für einen rein gebührenfinanzierten ORF, wobei dieser "den vollen Anteil" an den Gebühreneinahmen erhalten solle. "Eine Gebührenrefundierung braucht es dabei gar nicht, wenn gleichzeitig auf einige Lizenzrechte verzichtet wird", argumentiert Breitenecker.

ORF-Programm-Direktorin Kathrin Zechner widerspricht logischerweise und das mit Nachdruck. Sie betonte die Wichtigkeit des ORF für Österreichs Kreative und für die Identität des Landes. "70 Prozent, der von mir verwalteten 340 Millionen gingen in originäre Produktionen", bezifferte sie die Wertschöpfungsleistung des Rundfunk-Unternehmens. Der "abgehobene Diskurs", in dem vom ORF Sparmaßnahmen gefordert werden, keine Gebührenrefundierung vorgesehen ist und dennoch der gleiche Programm-Output verlangt wird, sei ein Druckmittel. "Irgendwann ist aber der Punkt erreicht, wo man aus Wasser Wein machen will. Und dagegen wehre ich mich", erklärte Zechner.

ATV-Programmdirektor Martin Gastinger, der demnächst mit der 100-Folgen-Soap Wien – Tag und Nacht, das größte programmliche Wagnis der Sendergeschichte on air bringen wird, trat für die Besteuerung jener Werbefenster ein, die keinerlei Wertschöpfung in Österreich lassen. RTL-Bereichsleiter Medienpolitik Tobias Schmid, damit indirekt angesprochen, meinte, ohne den Namen Google auszusprechen: "Wir kämpfen ja längst gegen andere Mitbewerber." Er erläuterte, dass 50 Prozent der Gewinne der IP-Österreich im Lande blieben, weil die Kronen Zeitung Hälfte-Eigentümer sei.

Drehbuch-Autor Lukas Schmid wünscht sich als Content-Produzent, der sowohl schon für ProSiebenSat.1 als auch den ORF gearbeitet hat, ein Klima der Kreativität bei den Sendern. "Es ist heute Knochenarbeit, die Ursubstanz einer Idee bei den Sender am Leben zu erhalten." Inhalte, insbesondere europäische Inhalte müssten im Fernsehen wieder mehr im Vordergrund stehen, verficht Stefan Piech, CEO von your family entertainment und in dieser Funktion Betreiber des Kinderfernseh-Kanals RiC.

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