Fox News zeigt hypermodernen Newsroom

Ein Mann im Anzug steht in einem Nachrichtenstudio und spricht mit einem Mitarbeiter.
Der US-Nachrichtensender präsentiert sein neues "News Deck", das Social Media ins Fernsehen integriert.

Es sieht ein bisschen aus wie auf einem Raumschiff. Die Redakteure sitzen vor riesigen Touch Pads, verschieben, vergrößern und ordnen Grafiken und verarbeiten Nachrichten aus den sozialen Medien. "BATs" - kurz für "Big Area Touchscreens" nennt der Nachrichtensender Fox News diese neuen Arbeitsplätze, deren 55 Zoll große Bildschirme jederzeit auch im TV-Bild eingeblendet werden können.

Sehr futuristisch wirkt das Ganze. Auf einer 11,6 Meter langen Bildschirmleiste, die in der Wand des runden Newsrooms versenkt ist, werden auch Nachrichten aus Twitter eingeblendet. Links jene, die noch in Arbeit sind. Rechts jene, die bereits bestätigt sind. Man wolle die News aus Social Media Kanälen, denen die TV-Konsumenten folgen, in Echtzeit verifizieren.

Showroom oder Newsroom?

Ob die Redakteure ihren gesamten Arbeitstag in dieser Umgebung verbringen und dabei gefilmt werden, verrät Moderator Shepard Smith, der in einem rund vierminütigen Video (siehe unten) durch das neue Flaggschiff des Nachrichtensender führt, nicht. Wir wünschen es ihnen jedenfalls nicht. Das "News Deck" erinnert ohnehin eher an einen Showroom, denn an einen produktiven Arbeitsplatz.

Fox News, der mit durchschnittlich 1,158 Millionen Zusehern pro Tag (2,071 Mio. Seher in der Primetime, Zahlen vom Dezember 2012) meistgesehene Nachrichtensender der USA, will damit auf das veränderte Medienkonsumverhalten seiner Seher reagieren. Nachrichten aus sozialen Netzwerken sollen in Echtzeit gesammelt und überprüft werden - als Zusatznutzen für User, die Nachrichten vorwiegend über mobile Endgeräte wie Tablets oder Smartphones konsumieren.

Lassen Sie uns einen Blick in die Zukunft werfen. Sie wird – wie schon die Gegenwart nahelegt – ziemlich verrückt werden. Den Beweis lieferte dazu kürzlich der amerikanische Garant für Verhaltensoriginalität im News-Bereich, der konservative Meinungsmultiplikator Fox News.

Was war passiert? Richtigerweise hatte der Sender bemerkt, dass seine Zuschauer nicht mehr gebannt darauf warten, bis eine Sendung beginnt, anschließend brav ihr Popcorn einwerfen und erst nach der Werbepause aufs Klo gehen, sondern: facebooken, twittern, internetsurfen und sich Videos auf Abruf reinziehen. Was aber tut man mit einem Publikum, dem das iPad wichtiger ist als der Fernsehschirm? Die Strategen von Fox erinnerten sich an den Kalten Krieg: Hat dein Feind eine große Waffe, dann baue dir eine noch größere. Die Reporter hocken daher vor überlebensgroßen Touchscreens und tun dort das Gleiche wie ihre Seher: Internetsurfen. Journalisten sitzen also auch in Zukunft am längeren Ast. Sie twittern am iPad? Eh lieb. Wir haben den Monsterscreen.

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