ORF

Finanzchef Grasl will vorerst keine höheren ORF-Gebühren

Ein Mann im Anzug präsentiert eine Broschüre mit dem Titel „Medien Standort ORF“.
Die Wirtschaftlichkeit des ORF wird erstmals von einer Rating-Agentur bewertet. Das Ergebnis soll im Jänner vorliegen.

ORF-Finanzdirektor Richard Grasl will bis inklusive 2016 ohne Gebühren-Erhöhung durchkommen. "Wobei wir uns schon anschauen wollen, wie beim letzten Antrag auf Gebührenerhöhung im November 2011 die Grundannahmen waren und wie sich diese Annahmen seit der letzten Gebührenerhöhung Mitte 2012 entwickelt haben. Wichtig ist, dass es uns gelingt, bis zur nächsten Anpassung auch einen gesellschaftlichen Grundkonsens über die Bedeutung eines modernen öffentlich-rechtlichen Auftrags zu erlangen“, erklärt Grasl im APA-Interview. Denn das Gesetz sieht spätestens 2016 einen entsprechenden Gebührenantrag vor.

Anleihen für Umbau am Küniglberg

Wirtschaftlich sieht der Finanzdirektor, der seit Dezember 2009 im Amt ist, das Unternehmen auf einem guten Weg. Der ORF habe sich nach der Lehman-Brothers-Krise stabilisiert und seine Kosten durch Restrukturierungen und neuen Kollektivvertrag nachhaltig um 100 Millionen Euro entlastet. Diese Wirtschaftlichkeit soll auch eine erstmals durchgeführte Bewertung durch eine Rating-Agentur belegen. Das passt zu ORF-Überlegungen, für die Finanzierung der Um- und Neubauten auf dem Küniglberg eine Anleihe aufzulegen.

ORF-Wahlen

2016 wird ein Wahljahr im ORF: Grasl sieht hier, wie schon mehrfach betont, "keinen Grund", am ORF-Führungsteam um Generaldirektor Alexander Wrabetz etwas zu ändern. "Diese Zusammenarbeit funktioniert, und ich würde sie aus heutiger Sicht gerne fortsetzen.“ Er hofft darauf, dass diese Führung (ab 2017 und bis 2021) über Parteigrenzen hinweg unterstützt wird.

Grasl erläutert in diesem Zusammenhang, dass das aktuell intern mit Boston Consulting diskutierte neue Strukturmodell nicht die Gesamtführung des Unternehmens beinhaltet. Dieses "Operating Model" sieht Chefs für alle TV- und Radio-Sender vor, sowie Cluster-Verantwortliche für Kultur, Sport, Unterhaltung und die Information. Gerade die Zentralisierung der Information wird ORF-intern in Hinblick auf Meinungsvielfalt kritisch kommentiert. Grasl dazu: "Europaweit sind Informationschefs dafür letztverantwortlich, bis hinauf in die Geschäftsführung, und so soll das auch bei uns sein." Eine Einengung von Meinungsvielfalt und redaktioneller Unabhängigkeit im ORF solle es nicht geben: "Im Gegenteil: Wenn das Modell so umgesetzt wird, dann wird es mehr Pluralität geben und mehr Chefredakteure im Team, die entscheiden, wie die Nachrichten ausschauen." Dazu gebe es seitens der Geschäftsführung sogar "eine Garantie".

Funkhaus soll bis 2016 verkauft sein

Schlagend wird das 2020, wenn alle ORF-Bereiche auf dem Wiener Küniglberg zusammengezogen werden. Schon zuvor, 2015, wird der Verkaufsprozess für das Funkhaus in der Wiener Argentinierstraße gestartet. 2016 soll der Clemens-Holzmeister-Bau, wie dem ORF-Stiftungsrat vorgeschlagen, bereits einen neuen Besitzer haben. Bis zur Übersiedlung ins ORF-Zentrum werden die benötigten Flächen zurückgemietet.

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