Fellner vs. Fidler

Fidler:Er fand es deprimierend, infam und sehr negativ. Durchwegs negativ. Was ich übrigens nicht finde.Rede ohne Widerrede
Hat er versucht ihr Bild zu korrigieren? War er zur Mitarbeit bereit?
Fidler: Zwischendurch ja. Er hat sogar vorgeschlagen, er könne mir
Kurzkommentare mit seiner Sicht der Dinge zu jeden meiner Kapitel schreiben. Was ich spannend gefunden hätte. Wir hatten sogar einen Abgabetermin und auch noch eine Nachfrist vereinbart. Aber beide Male ist nichts von ihm gekommen.
Wie lange konnten Sie mit ihm sprechen?
Fidler: Wir hatten drei Termine zu jeweils eineinhalb Stunden. Dazu Telefonate und E-Mails. Aber dazwischen lagen Wochen ohne Kontakt. Ich wollte ihm ursprünglich persönlich sagen, dass ich ein Buch über ihn schreibe. Ich finde, das gehört sich so. Da er nicht reagierte, habe ich es ihm schliesslich doch per Mail mitgeteilt. Bis wir uns zum ersten Mal trafen, hatte ich schon im Umfeld mit meinen Recherchen begonnen.
Seine Reaktion, als Sie ihn dazu interviewten?
Fidler: Er sagte: Wen soll des interessieren?
War das kokett gemeint oder eine fachliche Meinung?
Fidler: Ich glaub', jeden freut's irgendwie wenn man sagt, man schreibt ein Buch über ihn. Er meinte sogar, eigentlich könne er selber noch schnell seine Biographie schreiben. Meine und seine Version könnten dann gegeneinander antreten.
Typisch
Fellner, nicht wahr?
Fidler: Es gab noch einen Schlüsselsatz dazu. Er meinte: "Fidler, eins ist klar , wenn i' des schreib', interessiert des natürlich vü mehr Leit'
als wenn Sie des machen". - Ich wollte ihm nicht widersprechen.
Wieso überhaupt ein Fellner-Buch?
Fidler: Aus drei Gründen. Erstens: Ich find's immer spannend, Themen oder Personen, über die man fast täglich schreibt, einmal genau zu hinterfragen. Zweitens: Wolfgang Fellner ist eine faszinierende Persönlichkeit. In jeder Hinsicht. Sie müssen erst einmal jemand finden der so ein Schippl Magazine gegründet und die Medienlandschaft damit verändert hat. Und der sich traut, mit einem Massenblatt gegen die Kronen-Zeitung anzutreten und eine Reihe großer Banken dazu bringt, ihm das Geld dafür zu geben. Und drittens: Der Styria-Verlag hat mich gefragt ob ich das machen will.
Welche Reaktionen erlebten Sie bei Ihren Recherchen?
Fidler: Viele haben geredet, manche nicht. Eine Stellungnahme fand ich ganzoriginell: Niki Lauda zum Beispiel sagte, über Fellner könne er nichts sagen, den kenne er zuwenig. Das war für mich faszinierend.
Und die Familie Fellner? Hat die geredet?
Fidler: Ehefrau Uschi, ja, Sohn Niki, ja. Vater Fritz, nein, Bruder Helmuth, nein.
Gibt es neue Erkenntnisse, wenn man Fellners Lebenslauf geballt vor sich ausbreitet?
Fidler: Für mich war schon überraschend, wie sich - seit Rennbahn-Express-Zeiten - alles derartig wiederholt. Es ist unglaublich, dass Wolfgang Fellner mit 14, 15 Jahren ein Rezept hatte und seither eigentlich nichts anderes gemacht hat, als dieses Rezept des Magazinmachens zu wiederholen. Natürlich verbessert, verfeinert, nachjustiert. Aber das Schema bleibt gleich.
Man hat beim Lesen das Gefühl, das Sie noch viel mehr wüssten.
Fidler: Ich hab einiges gekürzt, vor allem was zu sehr ins Privatleben geht.
Haben sie jemals für Fellner gearbeit?
Fidler: Nein nie, aber ich hatte ein paar Angebote. Aber es hat sich nie ergeben.Vielleicht ist auch mein Gesamtzugang zum Medienmachen ein anderer.
Kann man durch
Wolfgang Fellner reich werden? Falls Sie, sagen wir, 4000 Bücher verkaufen?
Fidler: Ich verdien' pro Buch 2,49 Euro, also zehn Prozent vom Verkaufspreis, das normale Autorenhonorar. Kein Fixum. Man kann sich ausrechnen, dass man damit kein großes Geld macht.
Ihr Urteil: Ist die Zeitung "
Österreich" gelungen oder nicht?
Fidler: Vor ein paar Monaten hätte ich gesagt, ich weiß nicht, warum ein Vollprofi wie Wolfgang Fellner, der ja ein paar Titel gemacht und teilweise sehr gut vorbereitet hat, am 31. August 2006 so etwas Unfertiges auf den Markt brachte. Möglicherweise war's das andere Genre, Tageszeitung statt Magazin. Und warum er sich mit den Farbmagazinen, die der Zeitung beigefügt und als Clou gepriesenen wurden, so getäuscht hat. Jetzt, seit dem letzten Relaunch von `Österreich´ im Juni, sage ich - warum nicht gleich?!
atmedia.at/
Franz Prassl
Kommentare