Emmy-Jurysitzung soll heimischen TV-Standort stärken
Die heimische Film- und Fernsehbranche pendelt aktuell zwischen internationalen Auszeichnungen, notwendigen Förderungen und lautstarken Forderungen. Einerseits konnten Oscars und Emmys eingeheimst werden, andererseits schreien Filmschaffende ob drohender Einsparungen im betreffenden ORF-Budget auf. Eine Stärkung des Filmstandortes soll nun eine Jurysitzung der International Emmy Awards bringen.
Dabei handelt es sich um das Semifinale in den Kategorien Dokumentation sowie TV-Movies/Miniseries. In Letzterer wurde im Vorjahr die ORF/ZDF-Koproduktion "Das Wunder von Kärnten" ausgezeichnet. Filmproduzent Klaus Graf betonte in einem Pressegespräch am Freitag die Bedeutung von Förderstellen wie dem Fernsehfonds Austria, aber auch TV-Veranstaltern als Partnern, um derartige Projekte auf die Beine zu stellen. "Sie sind ein unglaublich wichtiges Element für uns Produzenten."
Networking
Die Jurysitzung soll vor diesem Hintergrund auch als Networkingtreffen genutzt werden, wie Beatrice Cox-Riesenfelder von der ORF Enterprise, die gemeinsam mit dem Internationalen Musik- und Medienzentrum (IMZ) und Graf Film am 3. Juli zum Event im Wiener Palais Schönburg lädt, erklärte. "Damit bleibt die Jurysitzung kein geschlossenes Szenario", sondern bilde den Anlass für ein Zusammenkommen von Fernseh- und Filmspezialisten aus aller Welt. "Wir wollen Wien und Österreich in das Zentrum der Fernsehindustrie setzen", so IMZ-Generalsekretär Franz Patay. Dass das Interesse vorhanden ist, habe eine erste Jurysitzung im Vorjahr bewiesen.
Ein wesentlicher Partner der heimischen Branche sei nicht zuletzt der Fernsehfonds, wie Alfred Grinschgl, Geschäftsführer der RTR-GmbH und zuständig für den Fachbereich Medien, darlegte. "Wir sind der größte Fernsehförderer im gesamten deutschsprachigen Raum." Jährlich stehen dafür 13,5 Mio. Euro bereit, im Vorjahr wurden beispielsweise 49 Produktionen gefördert. Diese Mittel seien es auch, die es etwa dem ORF ermöglichen würden, "Gebühren- und Werbegelder als Hebel zu sehen", so ORF-Fernsehfilmchef Heinrich Mis. Durch die Unterstützung könne man deutlich mehr Vorhaben umsetzen, als alleine möglich wären.
Unmut
Den Unmut vieler Filmschaffenden, die in einer Petition die verpflichtende Verwendung von 20 Prozent der Gebührengelder für heimische Produktionen fordern, verstehe Mis zwar. Allerdings kann er die Forderung nicht unterschreiben, wie er auf APA-Nachfrage erklärte. "Wenn man der Politik erlaubt, eine verpflichtende Verteilung der Finanzen vorzugeben, dann wäre das eine Aufweichung der Unabhängigkeit. Interventionen wären damit Tür und Tor geöffnet."
Konkret beklagt die Branche, dass der ORF 2014 statt 95 nur 75 Mio. Euro in Fernsehproduktionen investieren will. Was Grinschgl als "Drama" bezeichnete, hat der ORF stets mit dem Ausbleiben der Fortsetzung der Gebührenrefundierung als notwendig gerechtfertigt. Der "Grant" vieler Betroffenen sei für Mis aber durchaus nachvollziehbar. "Und es wird nicht mit diesen Forderungen und diesem Protestvideo zu Ende sein", bezog er sich auf einen Petitionsaufruf der "Filmfernsehfreunde".
Graf zufolge finde derzeit auch eine Vermischung statt. Natürlich wären mehr Mittel immer wünschenswert, allerdings müsse man bedenken, "dass eine Steigerung der Produktion stattgefunden hat". Man könne sich in dieser Causa nicht immer nur auf den ORF beschränken. "Für große Produktionen werden wir weiterhin viele Partner an den Tisch bringen müssen." Eine einheitliche Auslastung zu erreichen, sei in der Branche grundsätzlich schwierig. "Wir sind einfach Schwankungen unterworfen. Es gibt Beschäftigungsspitzen und große Täler. Der Aufschrei ist dennoch verständlich."
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