Eine Kaufhausjuristin geht in TV-Pension
In ihrem Kölner Kaufhaus-Büro hat Danni Lowinski seit April 2010 schon mehrfach arme Leute, Unterprivilegierte, Drogensüchtige oder Prostituierte aus Schwierigkeiten befreit. Danni weiß, warum: Sie hat sich von unten hochgearbeitet, war Friseurin, hat in der Abendschule ihren Abschluss nachgemacht, hat Jus studiert und wurde dann Anwältin – eine, die einen Euro pro Beratungsminute nimmt.
Natürlich ist das nur eine Geschichte fürs Fernsehen, die sich einst der Berliner Autor Marc Terjung ausgedacht hat. Aber eine Geschichte, die bemerkenswerter ist als viele andere Drehbücher und Serienideen, die Eingang ins deutschsprachige Fernsehen fanden.
Nicht zuletzt dank der Hauptdarstellerin Annette Frier, die mit lockeren Sprüchen und dem Herzen auf dem rechten Fleck der Figur authentisches Leben eingehaucht hat.
Sie hat die Rolle so gut in den Griff bekommen, dass sie letztlich auch über das Schicksal ihrer "Danni" verfügen konnte – und kein Sender, keine Produktion, keine Nebenbuhlerin querschießen konnten.
Frier nahm auch maßgeblichen Einfluss auf die Entscheidung, die Serie, die am Montag, 20.7., um 20.15 Uhr mit Folge 53 in die fünfte und letzte Staffel geht, ausrollen zu lassen.
"Mit dem Produzenten haben wir vor eineinhalb Jahren besprochen, dass der Raum nun in allen Ecken bespielt ist", so Frier. "Vielleicht sollte man die reife Frucht jetzt ernten."
"Danni" verspricht sich selbst in der ersten Folge: "Ich will hier raus aus dem Keller!": Und das löst sie jetzt ein.
"Natürlich kann ich die Geschichte irgendwie weitererzählen", meinte die 40-Jährige, die für "Danni Lowinski" u. a. den Deutschen Fernsehpreis 2010 in der Kategorie Beste Serie erhielt. "Aber dann wäre Danni Lowinski nicht mehr Danni Lowinski."
Intensive Jahre
Die letzten fünf Jahre seien für sie von der Intensität wie 50 Jahre in der Realität gewesen. Die Produktionsmannschaft, vom Beleuchter bis zur Hauptdarstellerin, sei wie eine Familie, sagt Frier, Mutter von sechsjährigen Zwillingen. "Gut 100 Arbeitstage im Jahr haben wir uns rund zwölf Stunden täglich gesehen, da weiß irgendwann jeder von jedem fast alles", sagte sie. Und so wird es wohl auch weitergehen.
Denn in Stammtischform trifft sich das Team auch weiterhin.
"Vor allem ein Großteil der Krimiware. Überall Leichen, mehr Leichen als Zuschauer. Dabei ist das Land voller Konflikte, wir können doch gerne im kleinen Format erzählen, wozu brauchen wir da immer Tote?"
Ihr Credo: "Das Thema muss ernst genommen werden – und zwar von allen. Die Figuren dürfen nicht verraten werden. Der Stoff, gern auch angereichert mit Arthouse-Elementen, muss unterhalten." Ob auch "Der letzte Bulle" mit Henning Baum, 2010 gestartet, bald Geschichte bei Sat.1 sein wird, ist noch nicht sicher. "Für ,Der letzte Bulle‘ entwickeln wir derzeit neue Ideen mit Henning Baum", sagte Sat.1-Fictionchef Jochen Ketschau.
Kommentare