Ein Branchedrama in vier Akten

Gibt es ein konkretes Beispiel für das Scheitern?
Heinisch:Es sind einfach immer neue Aspekte aufgetaucht. Zweimal wurde eine Gesellschaftersitzung einberufen um die Abtretung zu beschließen, beide Male wurde der Beschluß durch einen der Hauptgesellschafter wieder zu Fall gebracht. Wobei man schon sagen muss, dass die Sache sehr komplex ist, vor allem auch durch die Verflechtung der einzelnen Firmen untereinander. Letztendlich aber habe ich gemerkt, dass der Wille fehlt. Es ist ein wenig wie bei einer Scheidung. Zum Schluss streitet man über die Küchenkasteln.
Aber am 5. Oktober, einem Montag, wurde die Übernahme in einer Aussendung doch als fix verkündet?
Heinisch: Wir sind am Sonntag abend davor mit dem Rechtsanwalt von
Peter Hochegger bis tief in der Nacht zusammengesessen und haben die
Abtretung mit Handschlag vor dem Anwalt fixiert. Am nächsten Tag sind wir damit an die Presse gegangen. Es waren nur die Details noch auszuhandeln. Lange Zeit war von
Hochegger das Bemühen ja da, aber je länger die Verhandlungen gedauert haben umso geringer ist das geworden.
Heißt das jetzt, es bleibt alles beim Alten?
Heinisch: Das kann es sicher nicht. Ich kann mir auch von
Peter Hochegger nicht vorstellen, dass er das glaubt. Er hat aber nach meinem Rücktritt mir gegenüber kommuni-ziert, dass er ein besseres Angebot hat.
Glauben Sie das?
Heinisch: Nein. Meiner Meinung nach gibt es kein Angebot das besser für die Firma ist. Deshalb bin ich ja zurückgetreten.
Warum bleiben
Dietmar Trummer und
Mick Stempel auf ihren Posten?
Heinisch:
Dietmar Trummer ist mittlerweile als Geschäftsführer ebenfalls zurückgetreten, bleibt aber noch bis Ende Dezember im Unternehmen.
Mick Stempel verhandelt noch über den Kauf der Q-COM Financials. Das geplante Management-Buy-out durch uns drei findet jedenfalls nicht statt.
Sie sind zwar nicht mehr Geschäftsführer. Aber als Konsulent bleiben Sie?
Heinisch: Als Geschäftsführer war es eine Frage des Rückgrats zu gehen. Ich klebe nicht an dieser Funktion. Auch wenn der Bereich Central Eastern Europe und internationale Geschäfte, für den ich zuständig war, sehr spannend ist. Aber ich bin soweit solidarisch und loyal, vor allem den Mitarbeitern und den Kunden gegenüber, dass ich mich nicht einfach aus dem Staub mache. Meinen Konsulentenvertrag für unsere Kunden in Südosteuropa erfülle ich. Jedenfalls so lange, bis die neue Geschäftsführung mir sagt ob das gewünscht wird oder nicht. Bis jetzt ist dazu noch keine Entscheidung getroffen worden.
Was bedeutet das alles für das Unternehmen?
Heinisch: Die Auswirkungen sind substanziell, durchaus. Dass Kunden abspringen kommt auch im normalen Geschäftsleben vor. Doch was uns sehr schmerzt und schadet ist der Umstand, dass es keine Neukunden und keine zusätzlichen Projekte gibt. Bestehende Verträge werden im großen und ganzen eingehalten, aber ein unbelastetes Hineingehen in neue Projekte ist unter diesen Umständen sehr, sehr schwer.
Kann man das in Zahlen ausdrücken?
Heinisch: Die ganze PR-Gruppe hatte ein Honorarvolumen von rund zehn Millionen Euro. Das wird dieses Jahr deutlich zurückgehen und was 2010 davon übrig bleibt ist heute nicht abzuschätzen. Es wird deutliche Spuren hinterlassen, aber es ist sicher noch Substanz da, um neu durchzustarten.
Was war das Schlimmste an der ganzen Affäre?
Heinisch: Ein psychologischer Wendepunkt war die Hausdurchsuchung im Unternehmen. Das war ein wirklicher Tiefschlag für uns und für alle Mitarbeiter. Dass man da so hineingezogen wird in einen Vorfall, mit dem man nichts zu tun hat, alle Unterlagen abgeben muss und die EDV einen halben Tag lang stillgestanden ist, war eine neue Dimension.
Können Sie ausschließen, dass die Firma mit dem BUWOG-Deal etwas zu tun hat?
Heinisch: Für mich ist es eindeutig: Geschäft und Geld sind an der Firma vorbei geflossen. Es wusste niemand davon.
Peter Hochegger hat auch immer klar gemacht, dass dies seine persönliche Verantwortung ist, dass es eine Fehleinschätzung war und dass er einen Fehler gemacht hat.
Was ist ihre persönliche Meinung zu dem Geschäft?
Heinisch: Man muss in der Sache unterscheiden. Da gibt es die moralische Entrüstung darüber, dass für eine schwer erklärbare Leistung eine Menge Geld kassiert wird. Der zweite Umstand ist steuerlich relevant: Dass man dieses Geld nicht versteuert und über irgendwelche Konten in Zypern verrechnet. Ich würde natürlich beides nicht machen. Ob auch noch ein strafrechtliches Vergehen vorliegt, ist die dritte Frage und wird erst noch geklärt werden.
Kann eine PR-Firma so ein PR-Desaster überhaupt überleben?
Heinisch: Man kann es erst beurteilen wenn die Eigentümer Farbe bekennen und sagen, so und so stellen wir uns das in Zukunft vor. Mir tut es sehr leid, dass so viel Zeit ungenutzt vergangen ist, zweieinhalb Monate sind in dieser Branche und bei diesem Druck eine lange Zeit. Es ist heute schon eine ganz andere Situation als bei Beginn der Verhandlungen und es wird der Agentur noch mehr schaden wenn noch mehr Zeit verstreicht.
Ihr persönliches Fazit aus der Sache?
Heinisch: Ich bin ein grader Michel. Für meinen Schritt wurde mir von den Mitarbeitern sehr viel Achtung entgegengebracht. Auch im Freundes- und
Bekanntenkreis. Jetzt will ich den Kopf frei haben für neue Perspektiven. Ob sich eine längere Tätigkeit bei Q-COM ergibt schließe ich nicht ganz aus, aber ich halte es nicht für sehr wahrscheinlich. Es werden jedenfalls spannende Zeiten für mich und ich freu mich schon darauf.
atmedia.at/Aufgezeichnet von
Franz Prassl
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