Dramatischer Arbeitsmarkt für Journalisten

Die Arbeitslosigkeit steigt, schuld sind die anderen?
Zahl der arbeitslosen Journalisten seit 2007 stärker gestiegen als Gesamtzahl der Arbeitslosen.

Dramatische Veränderungen" am österreichischen Arbeitsmarkt für Journalisten ortet eine aktuelle AMS-Studie. Der Journalisten-Arbeitsmarkt ist demnach durch die außergewöhnlichen Veränderungen in der Medienwelt - Stichwort Digitalisierung - von "besonders intensiven Umwälzungen betroffen".

In Summe hätten diese Entwicklungen dazu geführt, dass trotz des relativ hohen Ausbildungsniveaus die Zahl der arbeitslosen Journalisten seit 2007 stärker gestiegen ist als die Gesamtzahl aller Arbeitslosen. Überdies bleiben arbeitslose Journalisten überdurchschnittlich lange arbeitslos, heißt es, laut APA, in dem vor kurzem veröffentlichten Bericht des Arbeitsmarktservice. Insgesamt waren im Jahr 2014 durchschnittlich rund 640 Journalistinnen und Journalistinnen arbeitslos vorgemerkt, fast zwei Drittel davon (62 Prozent) lebten in Wien. Laut Mikrozensus-Erhebungen geht das AMS von 19.400 erwerbstätigen Autoren, Journalisten und Linguisten in Österreich aus, wobei die Journalisten die überwiegende Mehrheit dieser Berufsgruppe bilden. Die durchschnittliche Vormerkdauer beim AMS betrug für arbeitslose Journalisten 119 Tage, für alle Arbeitslosen 111 Tage.

Durch die massive Zunahme der Nutzung neuer digitaler Medien und mobiler Endgeräte finden sich die klassischen Medien bzw. Medienkanäle in einer völlig veränderten Medienlandschaft wieder, die ihrerseits von einem stark geänderten Mediennutzungsverhalten sowie einer Neuverteilung und enormen Zunahme der Konkurrenz um Inserenten gekennzeichnet ist, heißt es in der AMS-Studie. "Dadurch wurde und wird in den Redaktionen großer Verlage und auch des ORF die Zahl der Journalisten teilweise drastisch reduziert."

Zwar werde sich das Arbeitskräfteangebot insgesamt in den nächsten Jahren wegen der stark steigenden Zahl an Pensionierungen erstmals seit über 50 Jahren rückläufig entwickeln, im Journalismus sei das Arbeitskräfteangebot in den vergangenen Jahren wegen der Ausweitung neuer Ausbildungsangebote, vor allem der neu eingerichteten Studiengänge an den Fachhochschulen, aber "überproportional gestiegen". Das AMS rechnet deshalb für den Journalisten-Arbeitsmarkt insgesamt mit einem "Rückgang der Nachfrage nach Journalisten im engeren Sinn, da bedingt durch massive Umsatzrückgänge vor allem die großen Verlage sowie Fernseh- und Rundfunkanstalten die Zahl an Journalisten deutlich reduzieren".

Journalisten könnten deshalb in Österreich "kaum mehr mit bruchlosen Karrieren in fester Anstellung bei einem einzigen Medium rechnen".

(Literaturhinweis: Lachmayr, Norbert/Dornmayr, Helmut (2015): Der Arbeitsmarkt für Journalisten: Trends und Perspektiven, im Auftrag des AMS Österreich.)

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