dmexco09: Bernd Buchholz (CEO Gruner + Jahr)

de // Als "ein Mann der auch in harten Zeiten geradeaus geht", wird Bernd Buchholz eingeführt. "Die Welle der Krise ist heftiger gewesen als ich mir das im Herbst 2008 vorgestellt habe", quittiert Buchholz eingangs die Bitte um ein Statement zum mittlerweile schon legendären Zitat vom Wegräumen der Liegestühle am Gruner + Jahr-Sonnendeck. Dafür kam er jedoch nicht nach Köln. Er nimmt zu den Herausforderungen von Verlegern Stellung. "Ich stehe heute hier nicht als Online-Experte sondern als Chef eines Verlagshauses, dass sich den Herausforderungen des digitalen Zeitalters stellen muss und will", eröffnet Buchholz.
Relevanz der Information

Journalismus, Content und die strukturellen Herausforderungen der dazu existierenden und kommenden Geschäftsmodelle betreffen gerade Verleger und Verlagshäuser und nicht nur Online, legitimiert der CEO seinen Auftritt. Buchholz fokussiert das Denken um die medialen Herausforderungen auf die "Relevanz der Information". "Nehmen sie heute eines mit: es geht um persönliche Relevanz und Relevanz allgemein. Sie wird nicht immer von einem selbst bestimmt sondern auch einmal von Außen hergestellt", führt Buchholz aus. "Wer stellt die Relevanz der Information in einem immer fragmentierteren Medienmart her?", fragt er. Google ist keine wirkliche Hilfe. Am Beispiel von Bürgerjournalismus zeigt sich die Bedeutung von Relevanz. Sie wird hochgerankt und zum maßgeblichen Gradmesser. Daraus leitet Buchholz die These ab, dass Journalismus hier in Zukunft anzusetzen hat und beispielsweise Quellen verifiziert, qualifiziert, ergänzt und aufklärt. "Relevantes Wissen entsteht nur durch eingehender Prüfung zur Verfügung stehender Informationen", plädiert er. Deshalb muss das Pferd auch weiterhin vom Content aus aufgezäumt werden. "Wir verstehen uns als Medienhaus. Wir mutieren nicht zum Softwarehaus oder zum Kommunikationsdienstleister", beharrt Buchholz. "Wir glauben daran, dass die intensivste und festeste Bindung einer Community durch die Relevanz ist", erklärt er weiter.

Paid Content-Pflicht

Diese Relevanz sieht er in vielen gehypten, digitalen Medienangebote nicht unbedingt gegeben. "Wer weiß ob Facebook in zehn Jahren noch eine ähnliche Bedeutung hat, wie jetzt", relativiert er. Paid Content spielt eine Rolle und dazu muss man mehr tun als nur nachzudenken. Buchholz: "Als Medienhaus ist es Pflicht sich mit Paid Content zu beschäftigen. Es gibt hierfür nur zwei Argumente: relevanter, exklusivster Content und ein funktionierendes Micropayment-System." Denn ohne Paid Content bleibt in digitalen Medien nur die klassische Vermarktung von Werbeträgern zur Refinanzierung. "Im Mobile-Bereich ist diese Refinanzierung einfacher und möglicherweise schneller, da Paid Content von Beginn an akzeptiert ist", setzt Buchholz fort. "Wir tasten uns vor und machen dabei auch Fehler. Aber niemand, auch nicht hier auf der dmexco, hat die Weisheit mit Löffeln gefressen und weiß was kommt", merkt Buchholz zur Kritik an Gruner + Jahr an. Er schließt: "Finden sie für sie relevante Information. Denn Relevanz und Inspiration sind die Trigger zur zukünftigen Kommunikationswelt", schließt Buchholz.

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