Digitale Transformation erfolgt mit mehr Kalkül

Als Beteiligungsriese gilt die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck. 101 Beteiligungen und damit das größte Portfolio aller berücksichtigten Medienunternehmen hat die Strategieberatung gezählt. Deren diesjährige Beteiligungswachstum ist negativ. Sieben Portfolio-Zugänge stehen elf Abgängen, wie beispielsweise die VZ-Netzwerke, gegenüber.
Das kleinste Beteiligungsportfolio weist die ProSiebenSat.1 Gruppe auf. Das TV-Unternehmen erhöhte seine Beteiligungen 2012 von 15 auf 21. Das TV-Unternehmen hat die digitale Transformation über Beteiligungen explizit in seiner Wachstumsstrategie verankert und betreibt dessen Umsetzung bespielsweise mit einem Media-for-Equity-Modell.
"Deutsche Großverlage und TV-Stationen haben das Jahr genutzt, um ihre Online-Aktivitäten strategisch neu aufzustellen und um ihre Portfolios zu bereinigen", kommentiert Wolfgang Rzesnitzek, für Medien zuständiger OC&C-Partner.
Und vergleicht man
Holtzbrinck mit Springer, zeigen sich wie gravierend die Unterschiede der jeweiligen Investitionsstrategien sind. "Während Springer vornehmlich in etablierte Online-Unternehmen investiert, zeigt sich
Holtzbrinck mit Investitionen in Start-ups risikofreudig und stärker finanzinvestitionsorientiert", skizziert Andreas von Buchwaldt, wie
Rzesnitzek Medien-Experte bei OC&C, die Strategien.
Primäre Investitionsziele deutscher Medien-Unternehmen sind E-Commerce-Geschäftsmodelle und virtuelle Marktplätze. 93 Beteiligungen sprechen eine deutliche Sprache. Und die Beteiligungstendenz zeigt aufwärts. Springer und Burda erhöhen in diesem Markt-Segment ihre Investments ohne derzeit Abschichtungen in den jeweiligen Portfolios vorzunehmen. In 50 Prozent der deutschen Medien-Beteiligungsportfolios machen E-Commerce-Formate den größten Anteil aus.
Burda International erwarb, um diese Argumentation zu untermauern, soeben 25 Prozent des polnischen Mode-E-Commerce-Portals Showroom.
Die Strategieberatung errechnete, dass sich die Wachstumsdynamik in den E-Commerce-Kategorien Bekleidung, Textilien und Schuhe abschwächt. Und zwar beläuft sich deren durchschnittliche, jährliche Wachstumrate der Jahre 2009 bis 2012 auf 18 Prozent. Von 2006 bis 2009 belief sich dieser Dynamik-Wert auf 36 Prozent. Die Kategorien Möbel und Dekorartikel findet immer mehr Investoren-Interesse.
Der Trend dieses Segments ist Abo-Commerce wie beispielsweise Birchbox, Glossybox oder Box of Beauty.
Neben E-Commerce gelten für deutsche Medien-Unternehmen AdNetworks und Marketing Support Services als Hoffnungsträger der digitalen Transformation. Dagegen verlieren Communities, Ratgeber und Games Potenzial um als attraktive Investitionsziele zu gelten.
Facebook,
Twitter, Xing und
LinkedIn grasen diesen Markt ab und besetzen ihn vollständig. Im Falle von Games ist die ProSiebenSat.1-Gruppe offensiver als die
RTL-Gruppe.
Die Beteiligungen der Medienunternehmen erfolgen im Regelfall über die eigenen Investment-Unternehmen wie
Holtzbrinck Ventures,
DuMont Ventures, DLD Ventures oder
Burda Digital Venture.
Ein weiterer essentieller Schritt auf dem Transformationsweg der Medien-Unternehmen ist die internationale Expansion der Beteiligungen. Zalando mit Präsenzen und operativem Geschäft in zwölf Märkten kann hier als Musterbeispiel gelten.
Die Folge: "Bei manchem Marktteilnehmern nähert sich der Umsatz-Anteil aus dem digitalen Geschäft allmählich der 50-Prozent-Marke", erklärt Rzesnitzek.
Es stellt sich auf dem Weg der digitalen Transformation aber auch ein anderes und aufgrund des jeweiligen Entwicklungsgrades eines Marktes logisches Phänomen ein: In reifen Marktsegementen verringern sich aufgrund des lebhaften Wettbewerbes die Wachstumsraten. Wachstum wird durch Verdrängung generiert. Die Umsetzung von Verdrängungsstrategien kosten Geld und das schlägt sich letztendlich in den Ergebnisse von Unternehmen nieder.
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