Digital-Radio-Testbetrieb ohne ORF

Ein Mann mit Brille und Anzug gestikuliert an einem Tisch.
ORF sagt Teilnahme an DAB+-Testbetrieb aus "rechtlichen Gründen" ab. Medienbehörde reagiert verwundert.

Nach Österreichs größtem Privatradio, Kronehit, verzichtet nun auch der ORF auf den Digital-Radio-Testbetrieb, der im April in Wien stattfinden sollte. Laut APA verzichtet der ORF aus rechtlichen Gründen. Das habe Generaldirektor Alexander Wrabetz dem Verein Digitalradio Österreich brieflich mitgeteilt.

Ziel eines Testbetriebes sei die Erprobung "programmlicher Entwicklungen", verwies ORF-Chef Wrabetz auf das Privatradio-Gesetz. "Daher kommt für den ORF nur die Teilnahme mit einem eigenen Programm in Frage", so Wrabetz. Der öffentlich-rechtliche Sender hatte für den Testbetrieb im Großraum Wien ein neues, etwas jüngeres Radioformat mit dem Titel Ö3 Visual geplant. Die Medienbehörde KommAustria hat die Veranstaltung eines weiteren, auch bloß online verbreiteten Programms jedoch für unzulässig erklärt.

"Diese Rechtsansicht, die wir nicht teilen, derzeit aber zur Kenntnis nehmen müssen, schließt die Teilnahme am DAB+-Testbetrieb auf Basis eines nach ORF-Gesetz veranstalteten Webradios aus", erklärte der ORF-General. "Dies ist auch deswegen bedauerlich, weil dem Entwurf der KommAustria für das Digitalisierungskonzept 2015 zu Folge die Ergebnisse des Testbetriebs Grundlage der offensichtlich geplanten Ausschreibung von digitalem terrestrischem Hörfunk im Standard DAB+ sein sollen."

Die Medienbehörde KommAustria zeigt sich indes verwundert. " Ö3 Visual hat nichts mit DAB+ zu tun. Da ging es de facto um die Beantragung eines neuen TV-Programms für Online", sagte Medienbehörde-Pressesprecher Andreas Kunigk am Dienstag zur APA. Hätte der ORF Ö3 Visual als Testprogramm für DAB+ beantragt, wäre es vermutlich lediglich um die Klärung von Detailfragen gegangen. "Es ist für uns jedenfalls neu, dass der ORF Entscheidungen der KommAustria antizipiert. Da stellt sich schon die Frage, wie sehr der Digitalradio-Testbetrieb dem ORF am Herzen liegt", so Behördensprecher Kunigk.

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