Die Sehnsucht der Hausfrau nach der Einbauküche

Eine Hausfrau legt im Durchschnitt täglich neun Kilometer zurück, in 40 Jahren geht eine Hausfrau mehr als drei Mal um die Erde!“, rechnete ein Werbespot aus den 1950er-Jahren nach.
Die Mutterschaft wurde als größtes Glück gepriesen, zugebilligt wurden der Frau die Wirkungsstätten Heim und Herd. Einher ging damit, dass ihr zumindest die Werbeindustrie gerne die Intelligenz absprach. So hieß es in der Reklame einer Firma für Backzutaten aus den 1950er-Jahren: „Eine Frau kennt zwei Lebensfragen: Was ziehe ich an? Und was koche ich heute?“
Das Gesetz erlaubte es dem Ehemann, seiner Angetrauten das Arbeiten zu verbieten, das Gesetz regelte ebenfalls, dass sie ihm jederzeit sexuell zur Verfügung stehen musste. In der DDR war die (berufliche) Gleichheit von Frau und Mann selbstverständlich. Frauen arbeiteten und verdienten ebenso viel wie Männer. Doch wer erledigte nach getaner Arbeit den Haushalt? Wer kochte und putzte? Oft waren es die Frauen, die dann in zweiter Schicht den Haushalt schmissen.
In Simone Jungs zweiteiliger Dokumentation „Das Glück der Hausfrau“ (20.15, Uhr, 3SAT) erzählen vier Frauen – geboren in den 1940er- und 1950er-Jahren – aus ihrer persönlichen Perspektive von den Höhen und Tiefen des Hausfrauendaseins.
Windelwaschen
Im zweiten Teil der Doku (im Anschluss um 21.00 Uhr) geht es um die "Sehnsucht nach der Einbauküche": Ehe der Aufschwung Wohlstand brachte, mussten fast alle mit wenig Geld und spärlichen Zutaten Mahlzeiten zubereiten, ihre Kleider selber nähen oder bei der Wohnungseinrichtung improvisieren oder bekamen, wie Antonie Müller, Bäuerin aus dem Odenwald, das spärliche Haushaltsgeld von der Schwiegermutter zugeteilt.
Nach Jahren der Hausfrauen- und Familienarbeit mit Kindergeschrei, Windelwaschen, mit mangelnder Wertschätzung und finanzieller Abhängigkeit wächst die Sehnsucht nach Anerkennung und nach etwas Eigenem. Dieser Sehnsucht gehen die Frauen auf ihre ganz persönliche Weise nach – durch den Wiedereinstieg in den Beruf, die Übernahme von Ehrenämtern oder eine neue Ausbildung. Dadurch veränderte sich nicht selten auch das Verhältnis zwischen den Ehepartnern.
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