Deutsches Zwitschern

at, de"Ösis mögen keine Tweets", macht sich Bild.de Sorgen um unsere Microblogging-Leidenschaft. Die deutsche Kommunikationsbohrinsel beruft sich auf eine Studie des Instituts für Kommunikationswissenschaft der Universität Wien, für die die Alpenland-Zwitscherer gezählt wurden. Die Professoren, Assistenten und Studenten zählten 20.000 rot-weiß-rote Twitter-Feeds. "Unsere Nachbarn aus der Alpenrepublik haben den Twitter-Trend bisher offenbar komplett verschlafen", schlußfolgern die Blog-Potentaten in Hamburg und Berlin. Und hauen uns 1,8 Millionen deutsche Twitterer um die Ohren. Die Bild.de-Theorie zu Österreichers Zwitscher-Mangel: "Vielleicht mögen sie sich einfach nicht so gerne kurz fassen ..."

Liebe Sprachverwandte, wir fassen uns auch gerne kurz aber noch lieber unterhalten wir uns länger. Wir zwitschern nicht so viel wie ihr, weil wir noch viel lieber als mit der gesamten Welt und dem Universum mit unseren Nachbarn, Freunden, Kollegen und Familien "tratschen". Das ist die analoge, emotionale Mensch-zur-Mensch-Kommunikation. Österreicher zwitschern im Café, im Beisl oder beim Heurigen. Und wir tratschen sommers wie winters mit den von uns ganz besonders, abgesehen vielleicht von Fussball, geschätzten deutschen Gästen, Sprachbrüdern und -schwestern. Dafür müsst ihre uns unsere Facebook-Leidenschaft erst einmal nachmachen. Wir nehmen euren Hinweis ernst und führen in den Schulen verpflichtenden Twitter-Unterricht ein und erinnern die Uni-Professoren statistische Schwankungsbreiten voll auszuschöpfen.

Thomas Loser

Bild.de/Ösis mögen keine Tweets

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