Deutscher Fernsehpreis: Soll es das gewesen sein?
Jedes Jahr und immer gleich dutzendfach ist der Deutsche Fernsehpreis seit 1999 verliehen worden, aber in Erinnerung geblieben ist in erster Linie eine Trophäe, die abgelehnt wurde. „Ich nehme diesen Preis nicht an! Ich habe nicht gewusst, was hier auf mich wartet!“
Sechs Jahre ist es nun her, seit Marcel Reich-Ranicki diese Worte herausschleuderte und das Publikum damit kurzzeitig in Schockstarre versetzte. Was würde der Meister sagen, wenn er wüsste, dass der Fernsehpreis am Donnerstag zum letzten Mal überreicht wurde? Zumindest in seiner bisherigen Form. Wie es weitergeht - ob es überhaupt weitergeht - steht nämlich in den Sternen. Ein neues Konzept zu finden, ist schwierig, weil die vier Veranstalter ARD, ZDF, RTL und ProSiebenSat.1 recht unterschiedliche Vorstellungen haben. Nur in einem sind sie sich einig: So weitermachen wie bisher wollen sie nicht.
Was wurde also aus der gestrigen Verleihung, die die ARD erst heute Abend um 22 Uhr zeigt? Immerhin: Gleich mehrere Akteure, darunter die drei Moderatoren Klaas Heufer-Umlauf, Sandra Maischberger und Hans Sigl („Der Bergdoktor“), bedauerten das drohende Aus. „Ich hoffe, es wird einen neuen Fernsehpreis geben“, sagte auch Suzanne von Borsody, eine der großen Gewinnerinnen des Abends: Sie wurde als „Beste Schauspielerin“ für „Männertreu“ geehrt. Der ARD-Film gewann außerdem in der Königsklasse „Bester Fernsehfilm“.
Nebenrolle für Privatsender
Wie stets holten die Öffentlich-Rechtlichen die meisten Preise. RTL musste sich mit einer Trophäe in der Kategorie „Beste Reportage“ zufriedengeben: Dort gewann „Team Wallraff - Reporter undercover“. „Ich muss auch dem Sender - das überrascht mich immer wieder - ein Kompliment machen“, sagte Günter Wallraff. Die Reihe hatte unter anderem Missstände in einigen Pflegeheimen und in bestimmten Burger-King-Filialen enthüllt.
Oliver Welke erhält Sonderpreis
„Bester Schauspieler“ wurde Roeland Wiesnekker für seine Rolle in „Spreewaldkrimi - Mörderische Hitze“ ( ZDF). Der Förderpreis ging an die 18 Jahre alte Nachwuchsschauspielerin Sinje Irslinger, die in dem ARD-Familiendrama „Es ist alles in Ordnung“ beeindruckt hatte. Als „Beste Serie“ wurde „Danni Lowinski“ mit Annette Frier ausgezeichnet.
Ehrenpreisträger war dieses Jahr die ARD-Reporterlegende Gerd Ruge (86). „Ihr neugieriger Geist will vom Ruhestand einfach nichts wissen“, sagte WDR-Intendant Tom Buhrow zu ihm. Ruge habe ganze Generationen von Journalisten geprägt und Weltgeschichte hautnah miterlebt.
BESTER FERNSEHFILM: „Männertreu“ (ARD)
BESTE SERIE: „Danni Lowinski“ (Sat.1)
BESTER SCHAUSPIELER: Roeland Wiesnekker für „Spreewaldkrimi - Mörderische Hitze“ (ZDF)
BESTE SCHAUSPIELERIN: Suzanne von Borsody für „Männertreu“ (ARD)
BESTE DOKUMENTATION: „Putins Spiele“ (Arte)
BESTER MEHRTEILER DOKUMENTATION: „24h Jerusalem“ (Arte)
BESTE REPORTAGE: „Team Wallraff“ (RTL)
BESTE INFORMATION: Hubert Seipel für „Snowden exklusiv - Das Interview“ (ARD)
BESTE UNTERHALTUNG: „Sing meinen Song - Das Tauschkonzert“ (Vox)
BESTES DOKUTAINMENT: „Shopping Queen“ (Vox)
BESTE COMEDY: „
heute-show“ (ZDF)
SONDERPREIS SPORT: Tom Bartels (ARD), Mehmet Scholl (ARD), Oliver Welke (ZDF)
EHRENPREIS: Gerd Ruge (ARD)
FÖRDERPREIS: Sinje Irslinger für „Es ist alles in Ordnung“ (ARD)
PUBLIKUMSPREIS: Klaas Heufer-Umlauf und Joko Winterscheidt
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