Das Fernsehen verschläft sein Goldenes Zeitalter

Das Fernsehen verschläft sein Goldenes Zeitalter. Zu diesem Ergebnis kommt eine vom Beratungsunternehmen Convergent Media Consulting veröffentlichte TV-Marktstudie für Deutschland und Österreich. "Für das Fernsehen hat ein strategisches Endspiel begonnenen. Fehlende interne Innovationsdynamik und wettbewerblich aggressive Alternativen im Netz lassen für ein 'Weiter so' keinen Raum. Veränderungen außerhalb der heutigen Komfortzonen sind notwendig", so Unternehmenschef Berthold Heil.
Von den Medienberatern ausgewertete Programmanalysen der Jahre 2012 bis 2015 zufolge, nutzen TV-Programmveranstalter in Deutschland und Österreich bisher das große Publikumsinteresse an der Kategorie "Fiction" (TV-Serien, Spielfilme) nicht, um Reichweitenverluste auszugleichen oder aussichtsreiche Nachfolger für Erfolgsprogramme, deren Formatlebenszyklus beendet ist, zu entwickeln. In beiden Ländern seien auch keine Anstrengungen erkennbar, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, um die heutige Position des Fernsehens als das führende audiovisuelle Massenmedium auch in Zukunft zu erhalten.
Gezeitenwechsel
Der Umgang mit der "Institution" BBC in Großbritannien und jüngste Entwicklungen in Deutschland ließen erwarten, dass ein medienpolitisch-regulatorischer Gezeitenwechsel künftig zu härteren Rahmenbedingungen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland und Österreich führen wird. "Die aktuellen Strategien der Programmveranstalter bieten jedoch keine überzeugende Antwort der Branche auf diese existenziellen Herausforderungen. Kaufmännisches Sicherheitsdenken überwiegt programmliche Risikobereitschaft, kerngeschäftsferne Diversifikation verhindert eine dringend notwendige Fokussierung auf das TV-Geschäft", so die Medienberater.
In ihrer Studie identifizieren sie fünf konkrete Handlungsfelder für öffentlich-rechtliche und kommerzielle Programmveranstalter. Dazu gehören unter anderem die Konzentration aller Unternehmensressourcen auf das TV-Kerngeschäft, die Verjüngung alternder Organisationen sowie eine übergreifende Programmplanung innerhalb von Sendergruppen.
INFO: Die Studie "Schlafwandler - Verschläft das Fernsehen sein Goldenes Zeitalter?" ist unter www.convergentmedia.at zum Download abrufbar.
Der britischen BBC stehen massive Kürzungen ins Haus. Es müssten schwierige Entscheidungen getroffen werden, das sagte Lord Hall, Generaldirektor der Rundfunkanstalt, bei der Vorstellung seiner Pläne am Montag. "Wir werden unvermeidlich einige Dienste abschaffen oder reduzieren müssen." Wo genau gekürzt werden soll, will Hall bis Weihnachten bekannt geben.
Die BBC erhält künftig keine Gebühren mehr für über 75-jährige Zuschauer, deren Zahlung bisher der Staat übernommen hatte. Bis 2020 wird das die Anstalt geschätzte 750 Millionen Pfund (rund 1,03 Milliarden Euro) kosten, die an anderer Stelle eingespart werden müssen. Rundfunkteilnehmer zahlen rund 200 Euro im Jahr.
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