Christian Rach: "Alles, was gut riecht, kann man auch essen"

Christian Rach: "Alles, was gut riecht, kann man auch essen"
Der TV-Koch über seine neue Reihe "Terra X: Die Geschichte des Essens".

Als Restauranttester versuchte er zu retten, was oft nicht mehr zu retten war. Nach dem Showformat "Rach tischt auf", geht es für Christian Rach in der ZDF Reihe " Terra X" nun aus dem Kochstudio wieder hinaus in Deutschlands Küchen. Diesmal bekommt es der Sternekoch jedoch mit einem ganz anderen Härtefall zu tun. In drei Teilen bringt Christian Rach dem Publikum "Die Geschichte des Essens" näher. Der 57-Jährige im Interview über alte Rezepte und seine Lust am Abenteuer. (ZDF, Sonntag, 19.25 Uhr)

Wie war es, sich mit den Anfängen des Essens zu beschäftigen?

Christian Rach: Das war natürlich eine wunderbare Aufgabe. Ich muss denn Autoren wirklich danken, dass sie das so toll gemacht haben und ich mit ihnen und dem Regisseur Christian Twente zusammen auch aktiv ins Geschehen eingreifen konnte, wenn wir vor Ort in Schlössern, Weinkellern, auf Bergen, oder in alten Bäckereien waren. Ich habe selbst viel Neues erfahren. Das war großartig.

Haben Sie sich tatsächlich alte Rezepte in Ihren Alltag mitgenommen?

Nein, die mittelalterliche Küche war fast orientalisch, weil die damals neu aufkommenden Gewürze natürlich zu uns nach Europa gebracht worden sind. Sie waren Symbole des Wohlstands und des Reichtums, und man hat die Speisen nach unserem heutigen Verständnis damit total überwürzt.

Dann hat das Essen damals gar nicht so toll geschmeckt?

Es würde zumindest für uns heute sehr ungewohnt schmecken.

Haben Sie auf Ihren Reisen auch irgendwelche besonderen Dinge erlebt?

Auf Schloß Rochlitz haben wir eine der wenigen noch erhaltenen, absolut mittelalterlichen Küchen gesehen. Dort hat man früher im Herd gekocht und nicht am Herd. Auch die Frage, wie das Wasser aus den Flüssen nach oben geholt wurde, ist hochinteressant. Wir wundern uns alle, dass Burgen und Schlösser auf Bergen sind, aber keiner macht sich Gedanken darüber, wie das Wasser dorthin befördert wurde. Einen Brunnen durch den tiefen Felsen hat man jedenfalls nicht gebohrt. Auch Kloster Eberbach im Rheingau war unheimlich spannend, es war damals das größte Weingut der Welt mit enormen Schätzen im Weinkeller. Dort wurde übrigens auch der Film „Im Namen der Rose“ gedreht, und es hat mir einen richtigen Schauer über den Rücken gejagt, und ein Kribbeln von den Haarspitzen bis in die Fußsohlen beschert, in diesem uralten Gemäuer auf den Spuren der Vergangenheit zu wandeln.

Fühlte man sich ein bisschen wie auf einem Klassenausflug?

Ja, es war ein Gefühl von dem ich hoffe, das ich es immer wieder haben werde. Es war faszinierend auf 3200 Metern Höhe zu stehen, aus einer Gletscherspalte heraus zu klettern, und dabei einen Jahrhunderte alten Tragekorb mit einem 30-35 Kilo schweren Eisblock auf dem Rücken zu haben.

Waren Sie immer schon so ein mutiger Mensch?

Ich war immer mutig, aber nie leichtsinnig.

Sie mögen also auch Abenteuer?

Ja, wir waren mit einem Archäologen im Wald und haben ein steinzeitliches Menü aus wilden Kräutern gemacht. Ein Reh nur mit Feuersteinen zerlegt, die schärfer sind als Messer, eine steinzeitliche Suppe und einen Kräutertrunk hergestellt, Dinge, die man im Film nur Minuten sieht, tatsächlich aber lange gedauert haben.

Hatten Sie keine Angst sich mit diesen ganzen unbekannten Kräutern im Wald zu vergiften?

Nein, denn alles was gut riecht kann man auch essen. Es gibt im Prinzip nichts, was man nicht essen könnte. Und mit Pilzen kenne ich mich ganz gut aus, die paar, die giftig sind kenne ich.

Einmal kann man ja sowieso alles essen.

Das ist richtig.(lacht)

Ist es eigentlich anstrengend bei so einem Format alles vor der Kamera zu wiederholen, damit es frisch aussieht?

Ich muss gar nichts wiederholen, weil nichts wie frisch aussehen muss. Wenn wir ein hartes Stück Arbeit hinter uns haben, kann das gar nicht frisch aussehen. Ich habe z.B. auch nie eine Maske dabei, weil nur das ungeschminkte Gesicht die Wahrheit zeigt. Das spürt auch der Zuschauer. Wir haben natürlich immer wieder Diskussionen, wo der Auftraggeber noch mehr Emotionalität möchte, wie das heute so schön heißt. Aber ich versuche mich dem einfach zu widersetzen und die Dinge argumentativ anders zu machen.

Verraten Sie uns auch noch, was Sie an Ostern machen werden, wenn Ihre neue Sendung laufen wird?

Da Ostern vermutlich das verkehrsreichste Wochenende des ganzen Jahres ist, und wir alle nach Sonne gieren, werde ich mit Sicherheit mit meiner Familie und Freunden irgendwo sitzen und das Osterfest genießen, wenn das Wetter am Ostersonntag schön ist. Im Zweifel nehme ich mir die Sendung einfach auf. Aber da ich sie ohnehin schon vertonen musste, verrate ich sicher nicht zu viel, wenn ich sage, dass ich sie schon gesehen habe. (lacht)

Das Interview führte Claudia Böhm

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