Champions-League-Rechte: VÖP kritisiert ORF-Kauf über Marktniveau

In einem offenen Brief kritisiert der Verband Österreichischer Privatsender (VÖP) den ORF für den Kauf der Fußball-Champions-League-Rechte ab der Saison 2015/16. Mit einem Angebot "weit über den marktüblichen Konditionen" seien private Mitbewerber ausgestochen worden. Folglich gebe es auch keine Notwendigkeit von "zusätzlichen staatlichen Zuschüssen" für den ORF. Dieser weist die Vorwürfe zurück.
Der VÖP bezieht sich auf die "unmoralische" Forderung des ORF nach einer Verlängerung der Gebührenrefundierung. Das Champions-League-Angebot habe gezeigt, "dass er bis 2018 über ausreichend Mittel verfügt". Da die Übertragung von Spielen der europäischen Königsklasse aus der Sicht des VÖP für die Erfüllung des öffentlich-rechtlichen Auftrags nicht erforderlich sei, stehe der Erwerb zudem im Widerspruch zum ORF-Gesetz. Hier seien "unnötigerweise Gebührengelder verschwendet" worden.
"Kommerzielle Ausschweifungen" vermeiden
Ob es dadurch zu einer Wettbewerbsverzerrung gekommen sei, müsse letztlich die Medienbehörde KommAustria entscheiden. Der VÖP appellierte jedenfalls an die Politik, "dem ORF angesichts der offenkundig überschießenden Geldmittel in Zeiten schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingen keine weiteren Steuergelder - egal unter welchem Titel - zukommen zu lassen". Die ORF-Stiftungsräte sollten wiederum ihrer Funktion entsprechend das ORF-Management zur "Vermeidung von kommerziellen Ausschweifungen" anhalten.
Der ORF sieht in den Vorwürfen den "wiederholten Versuch, mit Falschaussagen, Unterstellungen und Unwahrheiten den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Österreich zu diskreditieren". Das Angebot des ORF habe "den Ausschreibungsbedingungen sowie den gesetzlichen Vorgaben entsprochen und wurde als bestes Gebot von der UEFA ausgewählt", der Lizenzpreis liege "im üblichen Bereich von anderen Fußball-Übertragungen". Zudem hätten Mitbewerber die Möglichkeit, Rechte an weiteren Live-Spielen oder Zusammenfassungen zu erwerben.
Einer möglichen Untersuchung durch die KommAustria sehe man gelassen entgegen. Gleichzeitig wurde betont, dass der ORF Entscheidungen nur auf "Basis seiner gesetzlichen Aufträge und im Interesse seines Publikums" treffe. Den VÖP-Vorwürfen eines unausgewogenen Programms hält man "medienübergreifende Sozial- und Gesundheitsinitiativen", das Kulturangebot, eigenproduzierte Filme und Serien sowie die Übertragung von Randsportarten und die "nachhaltige Informationskompetenz" entgegen.
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