Bertelsmann übernimmt Gruner+Jahr vollständig
Der erste Anlauf von Bertelsmann die von der Familie Jahr gehaltene Sperrminorität an Gruner+Jahr zu übernehmen scheiterte exakt vor zwei Jahren. Im neuerlichen Anlauf kann Bertelsmann-Vorstandsvorsitzender Thomas Rabe seine Übernahme-Pläne nun verwirklichen. Die Familie Jahr gibt ihre 25,1 Prozent ab und steigt aus dem Magazin-Konzern aus. Bertelsmann übernimmt diese Anteile zum 1. November 2014 und ist ab diesem Zeitpunkt 100-Prozent-Eigner des in Transformation befindlichen Medien-Konzerns.
Bertelsmann bezahlt die zu erwerbenden Gesellschaftsanteile in bar. Zur Höhe dieses Kaufpreises kursieren nur Gerüchte. Rabe nannte Gruner+Jahr in der Anfangsphase der mittlerweile auf Hochtouren laufenden Transformation aus "schwierig bewertbar". Was man, bezogen auf den Zeitpunkt als taktisches Aussage interpretieren kann. Der Bertelsmann-Vorstandsvorsitzende klassifiziert den nunmehrigen Übernahme-Erfolg als "stategischen Meilenstein zur Stärkung unserer Kerngeschäfte". Allerdings dürfte auch klar sein, dass Gruner+Jahr derzeit nicht mehr das beste Pferd im Stall von Bertelsmann ist. Ein Indiz dafür war der Auftritt Rabes zu Beginn der letzten Österreichischen Medientage, in dessen Rahmen er die RTL Group sowie das Buch- und Musik-Geschäft pries und kein Wort über die Entwicklung von Gruner+Jahr verlor.
Allerdings liefert Rabe anläßlich der Übernahme ein klares Bekenntnis zur Magazin-Tochter. "Wir unterstützen die vom Gruner+Jahr-Vorstand auf den Weg gebrachte Transformation uneingeschränkt und werden auch in Zukunft die dafür erforderlichen Mittel zur Verfügung stellen." Er bezeichnet diese Anteilsübernahme auch als "klares Bekenntnis zum Journalismus" und ordnet dem Magazin-Konzern im Bertelsmann-Inhaltegeschäft eine in Zukunft "noch wichtigere Rolle" als bisher zu.
Am 1. November 2014 endet auch eine 45 Jahre Partnerschaft zwischen dem früheren Familien-Unternehmen Bertelsmann und der in jahrzehntelanger Verleger-Tradition wurzelnden Familie Jahr.
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