Bacher-Tod: Österreichs Politik würdigt früheren ORF-Chef

Die österreichische Politik würdigte am Sonntag die Leistungen des verstorbenen langjährigen ORF-Generalintendanten Gerd Bacher. "Mit dem Tod von Gerd Bacher hat uns ein Vollblutjournalist verlassen, der die österreichische Medienlandschaft insbesondere den ORF in der Zweiten Republik mehr geprägt hat als irgendjemand anderer", so Bundespräsident Heinz Fischer.
"Seine Leidenschaft für das Fernsehen, seine Führungsqualitäten und seine Begeisterungsfähigkeit haben seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Spitzenleistungen motiviert, aber auch Widerspruch ausgelöst. Unter dem Strich hat aber der begeisterte Journalist und begeisterte Österreicher Gerd Bacher enorm viel für die österreichische Medienlandschaft und für das Prinzip der objektiven Berichterstattung geleistet. Sein Tod hinterlässt menschlich und fachlich eine ganz große Lücke", sagte Bundespräsident Fischer.
Betroffen über die Nachricht vom Tod des früheren ORF-Generals reagierte auch Medienminister Josef Ostermayer (SPÖ). "Bacher war von Anbeginn seiner Tätigkeit im Medienbereich mit Leib und Seele Journalist. Ebenso leidenschaftlich setzte er sich für seine Ideen im ORF ein, der unter seiner Führung zum Flaggschiff der österreichischen Medien wurde. Er war streitbar und ging Konfrontationen nie aus dem Weg, wenn er von einer Sache überzeugt war. Unzweifelhaft ist mit seinem Tod eine Pionierepoche des Österreichischen Rundfunks zu Ende gegangen", so Ostermayer.
Für den Salzburger Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) verliert Österreich mit Bacher auch "einen brillanten Redner und großen Denker". Bachers Aufwachsen in Salzburg habe auch seine spätere föderale Geschäftspolitik im ORF mitbegleitet. "Die in der ersten Amtszeit eingeleitete Regionalisierung des Hörfunkprogrammes und die Errichtung der Landesstudios sind Beispiele für Bachers föderalistisches österreichisches Denken", sagte Haslauer.
Laut ÖVP-Mediensprecher Gernot Blümel habe Bacher mit seiner Arbeit im ORF "den Weg für eine moderne Informationsvermittlung geebnet" und sich für die "Vision eines zeitgemäßen öffentlich-rechtlichen Senders" eingesetzt und diese auch umgesetzt. "Ob als Journalist, als Chefredakteur, als Herausgeber oder als Generaldirektor - für Gerd Bacher stand stets die Unabhängigkeit zeitgemäßer Informationsvermittlung im Mittelpunkt, was uns auch heute Vorbild und Leitfaden für die Weiterentwicklung der Medien unserer Zeit sein sollte", erklärte Blümel.
Nach ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz, ORF-Stiftungsrat sowie ORF-Publikumsrat würdigten weitere ORF-Direktoren Bachers Wirken. "Bacher hat den ORF in seiner Zeit mit visionären Ideen für die Zukunft vorbereitet. Auf vielen der von ihm gelegten Grundsteine können wir auch heute noch aufbauen", betonte etwa Finanzdirektor Richard Grasl. Fernsehdirektorin Kathrin Zechner hielt fest, dass "Bachers erfülltes und prägendes Leben für die österreichische Medienlandschaft den ORF und seine Familie über seinen Tod hinweg trösten". Bacher sei "Medienmacher durch und durch" gewesen. "Als Mensch mit Haltung ist er Vorbild für viele seiner Zunft, sein visionäres Handeln hat bis heute Gewicht", so Zechner.
Der ORF ändert in memoriam Gerd Bacher sein Programm und zeigt heute, Sonntag, um 23.00 Uhr in ORF 2 Andreas Novaks Dokumentation " Gerd Bacher". Ö1 wiederholt am Donnerstag (2. Juli) um 21.00 Uhr eine "Im Gespräch"-Ausgabe mit Bacher aus dem Jahr 2005.
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