Bacher: Eine Alibi-Veranstaltung
Bacher:Man muss als ORF-Chef jederzeit bereit sein auch gefeuert zu werden. Mit konsequenter Arbeit hat man durchaus Chancen seine Forderungen durchzukriegen und den Job zu behalten. Es hängt eben alles von der Führung ab.
Wrabetz scheint auch so zu überleben?
Bacher:Na ja, man hat ihn zur elektronischen Flunder flach gedroschen, so dass er der Regierung wieder angenehm erscheint.Ergebnislose Enquete
Was Sie da sagen, macht ihn nicht größer.
Bacher: Schauen Sie, Wrabetz ist ein netter und intelligenter Mann. Aber das alleine muss jemanden nicht zur Führung einer Rundfunkanstalt befähigen.
In dieser Woche gibt es wieder einmal eine ORF-Enquete. Was kommt heraus?
Bacher: Ich betrachte das nicht als wirkliche
Enquete, das ist eine Alibi-Veranstaltung die so angelegt ist, dass dabei nichts herauskommt. Nach dem Motto: Wir reden über alles, aber es passiert nichts.
Ein weiteres, legendäres Zitat von ihnen lautet: Abfertigungen sind oft die besten Investitionen. Jetzt gehen rund 150 ORF-Mitarbeiter, teilweise sehr geschätzt und sogenannte Leistungsträger. Gefällt Ihnen das?
Bacher: Das muss man relativieren. Wenn ich zuerst 1400 freie Mitarbeiter anstelle um später, weil ich dringend auf Sparkurs bin, ein paar Dutzend erstklassige Mitarbeiter verabschieden muss, macht das wenig Sinn.
Wrabetz sagt aber immer, diese 1400 waren eine tickende Zeitbombe, die man entschärfen musste. Hatte er eine andere Wahl gehabt?
Bacher: Diese Anstellung war eine Erbsünde. Es ist klar, dass mit vielen Prozessen zu rechnen gewesen wäre, aber das muss man eben durchstehen. Wir hatten ja zu meiner Zeit auch solche Probleme, aber wir haben der Politik klar gemacht, das wir Kurs halten.
ORF gegen Privat-TV, neue Erkenntnisse? Was ist zu tun?
Bacher: Sicher keinen Kanal verkaufen, sondern immer wieder auf den Trumpf setzen, das Österreich zwei Kanäle mit umfassender Ausstattung hat, die nationenweit ausstrahlen. Das ist einzigartig im deutschsprachigen Raum. Damit können wir auf alles reagieren, wir können breit oder schmal agieren, wie es gerade notwendig ist. Aber der
ORF nützt diese und andere Vorteile nicht.
Seit der Programmreform 2007 verliert der
ORF rasant Marktanteile. Nunmehr setzt
Alexander Wrabetz wieder auf
Werner Taibon als Programmplaner.
Bacher: Taibon steht für rein kommerzielles Programm. Das ist auch nicht so gut.
Und dann gibt es das Mysterium
Dominic Heinzl, der plötzlich als große Hoffnung für Quote gilt. Nachvollziehbar?
Bacher: Also, die Aufregung um Heinzl, das ist vor allem von den Zeitungen gemacht. Die lieben solche Spiele. Wissen Sie, die stürzen sich beim Thema ORF ja auch auf jeden Quotenverlust wie auf eine Katastrophe. Dabei haben sie selber genug Probleme.
Die ORF-Führung kämpft verbissen um die Rückvergütung der Gelder aus der Gebühren- befreiung. Wird das noch was?
Bacher: Dazu will ich einmal sagen, dass der heutige ORF noch immer mehr Geld hat als ich damals. Aber wenn über solche Sachen mit der Regierung diskutiert wird muss man glaubhaft aufgestellt sein. Dann kriegt man das eine oder andere, auch Geld. Ich wiederhole mich, aber es hängt eben alles von der Führung ab. Sie können kein Unternehmen und schon gar nicht ein Medienunternehmen führen, wenn die Spitze schwach ist.
Eine Rangliste der ORF-Führung nach
Gerd Bacher, wie schaut die aus?
Bacher: So was mach' ich nicht. Aber der beste Mann für die Zukunft des ORF wäre sicher wieder Gerhard Zeiler, der vom Programm und von Finanzen etwas versteht. Er ist einer der besten Rundfunkmanager Europas, ihm ist 100 Prozent zuzutrauen, dass er Erfolg hat.
Sie werden am 18. November 83 Jahre alt. Feiern sie größer oder erst wieder zum Fünfundachzigsten?
Bacher: Der letzte Geburtstag, den ich größer feierte, war der 80iger. An weitere Feiern denke ich nicht. Das sage ich nicht aus Eitelkeit, sondern weil es mich nicht mehr interessiert.
Franz Prassl/atmedia.at
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