Aufregung um Pelinkas Wechsel zum ORF

Die monatelangen Spekulationen über einen Wechsel des Chefs der SPÖ-Stiftungsräte und Laura-Rudas-Intimus Niko Pelinka von den ÖBB in den ORF haben ein Ende: Am Freitag legte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz quasi das Packerl mit dem roten Mascherl unter den Christbaum. Pelinka wird per 1. Jänner Wrabetz-Büroleiter. Dass sich Pelinka auf die Funktion beschränken wird, glaubt allerdings niemand. Vielmehr wird er eine Art Generalsekretär geben. So kommen in Zukunft die guten Ratschläge für den ORF-Chef nicht mehr per Niko-Fon, sondern es reicht der Ruf durch die Zimmerfluchten des ORF-Zentrums.
Wrabetz hat damit eine Rechnung beglichen: Pelinka hat dessen Wiederwahl im Sommer organisiert. Dafür musste nicht zuletzt SPÖ-intern Europas angesehenster TV-Manager Gerhard Zeiler ausgebremst werden. Auch, dass es um die Gebührenerhöhung keine Parteien-Auseinandersetzungen gab, geht mit auf sein Konto. Doch beinahe wäre sich Pelinka, der zuvor u. a. Pressesprecher von Unterrichtsministerin Claudia Schmied war, selbst zum Verhängnis geworden. Im Magazin Fleisch wurde er im Sommer damit zitiert, dass er mit Wrabetz die Zusammensetzung der Gäste von Polittalks abspreche.
Aufregung
Heftig fallen erste Reaktionen aus. ZiB 2-Aushängeschild Armin Wolf twitterte: „Ich bin wirklich ein großer ORF-Fan. Aber manche Dinge in diesem Haus machen einen echt fassungslos.“ „Eine beispiellose Unverfrorenheit“, nennt es ÖVP-Klubchef Karlheinz Kopf. Wrabetz raube dem ORF „den letzten Rest an Glaubwürdigkeit. Ein Schlag ins Gesicht der Gebührenzahler und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens.“
Auch unabhängige ORF-Stiftungsrat Franz Küberl hat am Samstag die jüngsten Personalentscheidungen im ORF "sehr irritiert" zur Kenntnis genommen. Dass Stiftungsräte, die im Sommer Alexander Wrabetz zum Generaldirektor wählten, nun Jobs im ORF erhalten, mache ein "schiefes Bild", sagte er am Samstag gegenüber Kathpress. Dem ORF trügen solche Vorgänge Debatten über politische Einflussnahme ein, den der Öffentlich-Rechtliche "so nötig braucht wie einen Kropf", so Küberl.
Der ORF-Redakteursrat und auch die Redaktion der "Zeit im Bild" haben die Bestellung als inakzeptabel bezeichnet, die "ZiB"-Redakteure haben Wrabetz aufgefordert, "diese Entscheidung im Interesse des Unternehmens zurückzunehmen".
Wrabetz verteidigt Entscheidung
In einer Stellungnahme gegenüber der APA betonte Wrabetz nach der Kritik von außen und innen, dass es sich bei der Bestellung um eine "Sachentscheidung handle, die ich allein getroffen habe, in die ich mir auch von niemandem dreinreden lasse, weder von intern noch extern".
Neben der SPÖ gab`s auch für Schwarz und Blau Bescherung. Der von der FPÖ unterstützte bisherige Online-Direktor Thomas Prantner wird per 1. Jänner Stellvertreter von Technikdirektor Michael Götzhaber. Der schwarze Betriebsrat Robert Ziegler übernimmt in der Generaldirektion die neue Stelle „Koordination Landesstudios“.
Zur Person
Der nach Eigendefinition "eher links" beheimatete Pelinka entstammt bürgerlichem Josefstädter "SPÖ-Adel" und ist seit Geburt an standesgemäß vernetzt. Vater Peter ist seit der Jugend SPÖ-Mitglied, war lange Jahre Redakteur und zuletzt Chefredakteur der "`Arbeiter-Zeitung". Aktuell arbeitet er als Redaktionsleiter des Wochenmagazins "News", moderiert abwechselnd den ORF-Talk "Im Zentrum" und schreibt Kolumnen für die Gratiszeitung "Heute". Nikos Onkel - beide haben übrigens am 14. Oktober Geburtstag - ist der bekannte Politologe Anton Pelinka. Und so waren Medien und Politik von Kindesbeinen an ständige Themen im Leben des Niko Pelinka. Vater Peter ist dem heutigen ORF-General schon seit Jahrzehnten freundschaftlich verbunden, Wrabetz seinerseits kannte Klein-Niko, als dieser noch in den sprichwörtlichen Windeln lag. Später spielten die Söhne - auch Wrabetz hat einen Niko unter seinen Kindern - am Computer, während die Eltern über Politik und die Welt parlierten.
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