Apple dreht durch
Ein bemerkenswerter Schritt, der eigentlich nicht überraschend kommt, wenn man die Vorgehensweise des Konzerns rund um seine Produkteinführungen näher betrachtet. Der ambitionierte Monopolist aus Cupertino hat, je grösser die Erfolge seiner Endgeräte wurde, umso rigidere Kontrollmechanismen für seine Partner und Dienstleister eingeführt. Das App-Geschäft macht Anbieter im Grunde zu Bittstellern.
Apps werden nach, von Außen oft nicht einsehbaren Maßstäben abgelehnt und zensuriert. In der Preis-Gestaltung sind Dienstleister ebenso wenig frei und dulden angesichts des theoretischen Erfolgs jede Willkür. Und Kunden akzeptieren aufgrund der Lifestyle-Euphorie, der Apple-Mania, ein proprietäres System der Endgeräte, das sie, überspitzt formuliert, zu digitalen Marionetten macht.
Früher konnte man an Mobiltelefonen noch auf irgendeine Weise das Innenleben inspizieren. Bei
Apple geht gar nichts. Weder am
iPhone noch am
iPad haben Kunden die Möglichkeit Akkus zu tauschen oder ihrer technischen Spielfreude nachzugehen. Der Blick hinter die Kulissen bleibt einem sowohl bei den Endgeräte wie auch beim Konzern verwehrt.
Alles ist schön glatt, kühl, durchgestylt und darf höchstens mit den Fingerspitzen berührt werden. Und so wie die Geräte behutsam, fast zärtlich gestreichelt werden müssen, um an die Inhalte zu gelangen, so empfindlich ist auch der selbstsüchtige Riese mittlerweile.
Aus dem Konzern und der Marke ist eine idiosynkratische Lichtgestalt geworden, die nur mehr für Verehrung zugänglich ist. Jeder andere Umgang wird mit autokratischer Schärfe und Strenge geahndet. Das ist nicht digitale Gegenwart und auch nicht Zukunft, die von Offenheit, Toleranz und Respekt für Kunden geprägt sein sollte. Was Apple hier manifestiert, ist, wenn wir einen Blick in die Geschichte machen, 1989 implodiert und mittlerweile untergegangen.
Thomas Loser
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