App-Burleske
Die FTD-Mutter Gruner + Jahr verschenkt grundsetzlich ihre bisher gemachten Apps an die Nutzer. Bernd
Buchholz wurde deshalb im Februar von
Bodo Hombach und
Mathias Döpfner öffentlich gerügt. Sie attestierten Buchholz, gemeinsame Anstrengungen der Printmedien, Content über einen neuen Vertriebsweg zu verkaufen, zu unterlaufen. Die Wogen haben sich geglättet. Döpfner verdient Geld mit Apps. Buchholz verschenkt sie.
Bis auf diese Fussball-App. Der Kostenpflicht ist doch albern! Die kommenden Wochen quellen Medien über vor Fussball-Inhalten. Überall Ergebnisse, Teams, Spielberichte, Hintergründe, Interviews, Star-Homestories, Live-Ticker, Aufstellungen, Statistiken, Games, etc. Was soll diese App wenn parallel dazu eine unsägliche Flut an identen Fussball-Inhalten zwischen Hamburg, Timbuktu, Punta Arenas und Kiew erhältlich ist?
Welches Kalkül steckt dahinter, wenn ein Medien-Unternehmen ein temporär aktuelles Medien-Angebot in einen "überflüssigen" Inhalte-Markt steckt? Will
Gruner + Jahr etwaige Vorurteile gegen kostenpflichtige Apps bestätigt bekommen? Dann wäre diese App und die inhaltliche Umgebung ein bewusst und plump gewähltes, falsches Bestätigungs- und Betätigungsfeld.
Bei
Gruner + Jahr heißt es dazu, dass man "neuartige Geschäftsmodelle testen" will und die App "in weiteren Schritten zu einer Freemium-App umbauen will". Da gäbe es für die
Financial Times Deutschland eindeutig marken- und kerngeschäftnähere Inhalte um ein entsprechendes Pilot-App einzuführen. Diese Fussball-WM-App vermittelt den Eindruck, dass sie aus dem unbändigen Willem zum Scheitern genährt und motiviert sei. Sie deckt auch, anhand der subjektiv erkennbaren Fakten, strategische Kompetenzen im Wirtschaftsbereich auf, die sich nicht durch Marketing oder PR kaschieren lassen. Man kann nur hoffen, dass die Nutzung- und Reichweiten-Zielvorgaben pessimistisch gesteckt sind und dass es möglicherweise um die Funktionsfähigkeit eines technischen Konzeptes der App geht also um einen medialen Testlauf.
Thomas Loser
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