Al Jazeera: Deutschland ließ Ahmad Mansour frei
Die Berliner Generalstaatsanwaltschaft hat die Freilassung des am Samstag inhaftierten Al-Jazeera-Journalisten Ahmed Mansour bestätigt. Die Behörde begründete dies am Montag in Berlin mit Bedenken gegen das von Ägypten gegen Mansour vorgebrachten Auslieferungsersuchen. Zuvor hatte bereits der Sender die Freilassung seines prominenten Mitarbeiters bekannt gegeben.
"Im Rahmen der Prüfung der Zulässigkeit des Auslieferungsverfahrens ergaben sich neben den rechtlichen Aspekten nicht ausschließbare politisch-diplomatische Bedenken", teilte die Generalstaatsanwaltschaft mit. Diese seien mit dem Berliner Justizsenator Thomas Heilmann (CDU) und den zuständigen Bundesbehörden abgewogen worden.
Nach Einschätzung der Behörden hätten die Bedenken auch nicht durch Zusicherungen Ägyptens ausgeräumt werden können. Daher sei auf ein Auslieferungsverfahren verzichtet worden und Generalstaatsanwalt Ralf Rother habe die Entlassung Mansours angeordnet.
Der Journalist war am Samstag auf dem Flughafen Berlin-Tegel wegen eines von Ägypten erwirkten Haftbefehls festgenommen worden. Dazu, ob ein von Interpol ausgestellter internationaler Haftbefehl vorlag, gab es widersprüchliche Darstellungen.
Porträt: Profilierter Journalist mit Sympathien für Islamisten
Ahmed Mansur ist eine Fernsehgröße der arabischen Welt - die Bekanntheit des Al-Dschasira-Journalisten lässt sich mit der von Günther Jauch in Deutschland vergleichen. Wenn er in seiner Wahlheimat Katar unterwegs ist, drehen sich viele Menschen bewundernd nach dem kleinen Mann aus Ägypten um. Seine vielbeachtete Sendung „Bi La Hudud“ („Ohne Grenzen“) sehen Woche für Woche bis zu 30 Millionen Menschen.
Dort befragt der 52-Jährige regelmäßig hochkarätige Gäste. Mansurs Markenzeichen ist seine sanfte Stimme. Sein ruhiger Interviewstil kontrastiert stark mit anderen, etwas krawalligeren Formaten des Nachrichtenkanals, wo sich Moderator und Studiogäste gelegentlich auch anschreien. Schelte von einigen Medienkollegen gab es kürzlich wegen eines Interviews, in dem der Reporter dem Anführer der in Syrien operierenden Terrorgruppe Al-Nusra Front, Abu Mohammed Al-Dschaulani, ausführlich Gelegenheit gab, das Vorgehen seiner Kämpfer zu rechtfertigen. Al-Dschaulani verbarg während des Interviews sein Gesicht.
Assange
Mansur war als Kriegsberichterstatter in Afghanistan, in Bosnien-Herzegowina und im Irak. Besondere Beachtung fanden sein Gespräch mit dem Wikileaks-Gründer Julian Assange 2010 und ein Interview mit dem ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi im Januar 2012. Im Gespräch mit dem Muslimbruder Mursi thematisierte Mansur vor allem die Kritik anderer ägyptischer Parteien, die der Bruderschaft fehlende Kompromissbereitschaft vorwarfen.
Insgesamt steht Mansur islamistischen Bewegungen jedoch wohlwollend gegenüber, wie seine journalistische Arbeit und seine privaten Äußerungen in sozialen Netzwerken zeigen. Der frühere Deutschland-Korrespondent von Al-Dschasira, Aktham Suleiman, hatte sich 2012 wegen der aus seiner Sicht zu einseitig pro-islamistischen Berichterstattung von dem Sender verabschiedet.
Mansur besitzt den britischen und ägyptischen Pass. 2014 hatte ihn ein Strafgericht in Kairo in Abwesenheit zu 15 Jahren Haft verurteilt, weil er angeblich an der Folter eines Anwalts beteiligt gewesen sein soll.
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