"Adabei" Roman Schliesser verstorben

Ein lächelnder älterer Mann mit kariertem Sakko steht in einem Restaurant.
Der legendäre Societyreporter starb im Alter von 84 Jahren.

Wenn Roman Schliesser auftauchte, konnte man sicher sein, dass er von sehr viel Prominenz umgeben war. Fast 40 Jahre war er der „Adabei“ von Österreich. Erfunden hat er diese Kolumne Anfang der 1960er-Jahre für die Tageszeitung Express, er schrieb dann mehrere Jahrzehnte in der Kronen Zeitung und erinnerte sich zuletzt 2011 in einer Serie für die KURIER-freizeit an sein aufregendes Leben in der High Society. Mittwoch Nachmittag starb Roman Schliesser 84-jährig in Wien.

Ob Clark Gable, Joan Collins oder Roger Moore – er bat sie alle zum Interview. Roman Schliesser war bei der Hochzeit André Hellers mit Erika Pluhar dabei und saß in London neben Curd Jürgens, als dieser am Telefon von seinem Anwalt erfuhr, dass die Scheidung seiner vierten Ehe unter Dach und Fach sei.

Nicht in die Wiege gelegt

Der Jet-Set-Trubel war Roman Schliesser nicht in die Wiege gelegt worden. Er kam 1931 als Sohn eines Hilfsarbeiters in Wien-Floridsdorf zur Welt, lebte kurz in Ostberlin, ehe er nach Wien zurückkehrte, um Reporter zu werden. Vorerst in der Lokalredaktion, fand er rasch Zugang zu Künstlern. Und wurde „Adabei“.

Doch nicht immer waren alle Promis gut auf ihn zu sprechen. Als er über eine „Watschenaffäre“ von Curd Jürgens berichtete, stellte der für drei Jahre jeden Kontakt mit ihm ein. Schliesser wies Hannes Androsch nach – als der erklärte, ein „Leider-Nein-Millionär“ zu sein – dass allein seine Anzüge mehr als eine Million Schilling gekostet hätten. Ein andermal schrieb „Adabei“, dass Frank Sinatra nach einem Konzert in der Wiener Stadthalle seine Gage in Höhe von einer Million Schilling in einen Koffer gesteckt hatte und ohne Steuern zu zahlen in die USA abgerauscht war.
Die meisten Promis liebten „Adabei“ jedoch, weil er ihnen erst durch seine regelmäßige Berichterstattung zur wahren Prominenz verholfen hatte. Seine liebsten „Kunden“ sind Schliesser in den Tod vorausgegangen: Laut einer 1988 an der Hochschule für angewandte Kunst eingereichten Dissertation über „Adabei“ waren die meistgenannten Promis seiner Kolumne (in der Reihenfolge): Franz Antel, Curd und Udo Jürgens, Kreisky, Zilk und Herbert von Karajan.
Doch Roman Schliesser war mehr als ein Berichterstatter. Er hat so lange über die High Society geschrieben, bis er selbst ein Teil von ihr war.

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