Athen: Medikamente nur gegen Bares

Die schwere Finanzkrise in Griechenland führt zu dramatischen Entwicklungen im Gesundheitswesen des Landes. Seit Tagen beliefern die Großhändler von Medikamenten und medizinischem Material die wichtigsten Krankenhäuser nur noch gegen Barzahlung. Auch Hunderttausende Versicherte der größten Krankenkasse EOPYY müssen ihre Medikamente bar bei den Apothekern bezahlen und sich anschließend mit der Quittung an die Krankenkasse wenden. Auch viele Krankenkassenärzte untersuchen seit Wochen Patienten nur noch gegen Barzahlung.
"Ich kann nicht mehr. Ich habe die 300 Euro nicht. Mein Mann stirbt", sagte Evangelia Papadopoulou am Sonntag. Die Apotheke wolle ihr die Medikamente für ihren schwer kranken Mann nicht mehr geben. "Der Staat schuldet uns mehr als 8.000 Euro. Ich kann die Last nicht mehr tragen", verteidigte sich die Apothekerin. Die dringend benötigten Medikamente gab es erst, nachdem mehrere Nachbarn das Geld vorgelegt hatten.
Der Gesundheitsminister der Interimsregierung, Christos Kittas, rief am Sonntag alle Seiten auf, die schwierige Lage nicht zu verschärfen. Eine handlungsfähige Regierung gibt es wegen der anstehenden Parlamentswahl am 17. Juni in Griechenland nicht.
Frankreich: Grexit möglich
Die neue französische Regierung hält ein Ausscheiden Griechenlands aus der Euro-Zone für möglich, sollte das Land nach der erneuten Parlamentswahl Mitte Juni seine Rückzahlungen einstellen. Diese Frage stelle sich dann "zweifellos", sagte Finanzminister Pierre Moscovici dem Rundfunksender RTL.
"Wir wünschen uns aufrichtig, dass Griechenland in der Euro-Zone bleibt". Voraussetzung sei aber, dass die Griechen auch bei einem Regierungswechsel bei den in zwei Wochen anstehenden Wahlen ihre Verpflichtungen einhalten.
Die Wahlen am 17. Juni gelten als Schicksalswahl für Griechenland. Alle Umfragen deuten auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Konservativen der Nea Dimokratia (ND) und dem Bündnis der Radikalen Linken (SYRIZA) hin. Die Linksradikalen wollen das Sparprogramm auf Eis legen und das Hilfsprogramm für Griechenland neu aushandeln. Die Konservativen wollen am Sparkurs festhalten, aber gleichzeitig eine Verbesserung der Sparbedingungen fordern. Nach der Parlamentswahl vom 6. Mai hatte es in Griechenland keine Regierungsmehrheit gegeben.
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Hintergrund
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