Arzneimittel-Versand: Der Boom blieb aus

Arzneimittel-Versand: Der Boom blieb aus
Ein halbes Jahr nach der Freigabe in Österreich ist klar: Nur wenige profitieren von dem Modell.

Seit Mitte Juni ist auch in Österreich der Versand von rezeptfreien Arzneimitteln durch Apotheken möglich. Doch offenbar ist das eingetreten, was man in der Apothekerkammer erwartet hatte: Die Sache ist ein Nischengeschäft, von dem ein paar wenige profitieren.

Jetzt gibt es jedenfalls erste Hinweise dafür. Das Arzneimittel-Markforschungsinstitut IMS Health hat mittels Online-Fragebögen 556 öffentliche Apotheken kontaktiert. In Österreich gibt es mehr als 1300 Apotheken. Vollständig ausgefüllt wurden 184 Fragebögen.

"Insgesamt betreiben 15 Prozent der befragten Apotheken Fernabsatz, für den Onlineversand haben sich allerdings nur 20 Apotheken angemeldet. Der Versandhandelsanteil am gesamten rezeptfreien Apothekengeschäft wird dementsprechend relativ gering eingeschätzt: Mehr als ein Drittel der Befragten ist der Meinung, dass dieser etwa vier bis fünf Prozent ausmacht. Der Durchschnittsumsatz pro Bestellung wird auf 16 Euro bis 45 Euro geschätzt", hieß seitens IMS Health. Knapp 80 Prozent der Befragten hielten Vitaminpräparate und Nahrungszusätze für die umsatzstärksten Kategorien.

Entwicklung wie in Deutschland

Die Entwicklung in Deutschland zeigt, wie es sich auch in Österreich entwickeln könnte: "Anfangs holten sich etwa 3000 Apotheken in Deutschland eine Lizenz, 800 davon stiegen tatsächlich in den Markt ein. Derzeit teilen sich etwa 30 Apotheken den Versandhandelsmarkt, wobei diese als Spezialgroßhändler zu sehen sind und weniger als Apotheken im klassischen Sinn. Österreich wird sich vermutlich ähnlich entwickeln", so Erika Sander, Country Managerin IMS HEALTH Österreich.

Arzneimittel-Versand: Der Boom blieb aus
vorschau
Der große Erfolg, den man sich vom Versandhandel erhoffte, blieb vorerst also aus. Dennoch wird eine Kombination aus klassischem Verkauf und dem Onlineversand als Erfolgsgarant gesehen. Die Kompetenz einer stationären Apotheke, die hinter einem Onlineshop steht, stärkt das Vertrauen auf Kundenseite. Die Befürchtung, dass der Onlineversand die Niederlassungen beeinträchtigen könnte, dürfte sich also nicht bewahrheiten.

Strikte Regelungen

In Österreich gelten für den OTC-Arzneimittelversandhandel strikte Regelungen. Apotheken, die auch diesen Fernabsatz betreiben, müssen real existierende öffentliche Apotheken in Österreich sein. Im Rahmen ihrer Geschäftsstätigkeit müssen sie sich beim Bundesamt für die Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) registrieren. Sie führen dann ein "Sicherheitslogo" auf ihrer Homepage und werden in die Liste der Versandapotheken des BASG aufgenommen.

Kommentare