Argentinien: Börsenaufsicht ermittelt gegen Hedgefonds

Nach der Staatspleite Argentiniens ermittelt die Börsenaufsicht des Landes wegen des Verdachts auf Insiderhandel gegen mehrere Hedgefonds. Die Regierung in Buenos Aires und die Investoren hatten sich nicht auf die Rückzahlung von Schulden einigen können.
Staatspleite vor 12 Jahren
Der Konflikt geht auf die Staatspleite Argentiniens im Jahr 2002 zurück. Während sich die Regierung in den Folgejahren mit den meisten Gläubigern auf einen Schuldenerlass und einen Umtausch von Anleihen einigte, kauften die Hedgefonds Schuldtitel mit einen hohen Abschlag und fordern nun die volle Summe. Dies lehnt Argentinien ab. Ein US-Gericht hatte angeordnet, dass Inhaber restrukturierter Anleihen nur dann ausgezahlt werden dürfen, wenn die Regierung auch die Fonds bedient. In der vergangenen Woche trat deswegen ein Zahlungsausfall ein. Mit der Angelegenheit vertraute Personen hatten schon länger berichtet, dass die Hedgefonds keine Versicherungen abgeschlossen hätten, um sich gegen einen Kreditausfall des Landes schützen.

Experten der Vereinten Nationen gehen dennoch davon aus, dass die drittgrößte Volkswirtschaft Lateinamerikas nach Brasilien und Mexiko in diesem Jahr schrumpfen wird. Zwar habe man die Wachstumsprognose nur auf 0,2 Prozent von zuvor 1,0 Prozent gesenkt, sagte die Chefin der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik, Alicia Barcena, in einem Reuters-Interview. Die Zahl stamme aber aus dem vergangenen Monat. "Heute ist die Lage ganz anders."
Erste Schuldenrate an Pariser-Club-Staaten
Wie zudem am Montag bekannt wurde, hält Argentinien trotz der erneuten Staatspleite am Fahrplan zur Rückzahlung seiner Schulden an Österreich und andere Industrieländer fest. Die erste Tranche der Zahlungen sei pünktlich eingegangen, teilte der sogenannte Pariser Club mit, in dem sich die Gläubigerstaaten zusammengeschlossen haben.
Die Regierung in Buenos Aires hatte im Mai zugesagt, ihre Schulden bei dem Staatenverbund, in dem Deutschland größter Einzelgläubiger ist, in Höhe von etwa 9,7 Mrd. Dollar (7,2 Mrd. Euro) binnen fünf Jahren zu begleichen. Vor einer Woche hatte sie erklärt, eine erste Rate über 642 Mio. Dollar überwiesen zu haben. Wenige Tage später rutschte Lateinamerikas drittgrößte Volkswirtschaft im Schuldenstreit mit Hedgefonds aber wieder in die Pleite.
23. Dezember 2001: Argentinien erklärt sich für zahlungsunfähig. Damit nimmt die bisher größte Staatspleite der zeitgenössischen Geschichte ihren Lauf.
3. März 2005: Erste Umschuldung: Für 76 Prozent der ausstehenden Forderungen gibt es einen Schuldenschnitt.
3. Jänner 2006: Argentinien zahlt dem Internationalen Währungsfonds (IWF) die gesamten Anleihe-Schulden von 9,5 Mrd. Dollar (aktuell 7 Mrd. Euro) zurück.
23. Juni 2010: Zweite Umschuldung: Damit sind 92,4 Prozent der ausstehenden Schulden mit erheblichen Verlusten für die Anleger umstrukturiert.
22. November 2012: Der New Yorker Richter Thomas Griesa verurteilt Argentinien, bis zum 15. Dezember 1,3 Mrd. Dollar plus Zinsen an die Hedgefonds NML Capital und Aurelius für Anleihen zu zahlen.
29. Mai 2014: Argentinien einigt sich mit den staatlichen Gläubigern ("Pariser Club") auf die Rückzahlung von 7,2 Mrd. Dollar.
16. Juni 2014: Argentinien scheitert mit einer Berufung vor dem Obersten Gerichtshof der USA. Damit steht Griesas Urteil.
30. Juni 2014: Weil Griesa Argentinien untersagt, andere Anleihen zu bedienen, bis die Schulden bei den Hedgefonds beglichen sind, kann das Land Zinsen nicht bezahlen.
30. Juli 2014: Argentinien schafft es nicht, sich innerhalb der dreißigtägigen Frist mit den Hedgefonds zu einigen. Damit befindet sich Argentinien "technisch" erneut in einer Staatspleite.
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