Arbeitskampf verzögert Flugverkehr

Arbeitskampf verzögert Flugverkehr
Flughafenmitarbeiter protestierten gegen eine geplante Ausgliederung. Verzögerungen blieben nicht aus.

Hände weg von Arbeitsplätzen in der Bodenabfertigung". Das war am Montag das Motto von Protest-Aktionen an vielen Flughäfen in Deutschland, Italien, aber auch Österreich. Rund 1000 der knapp 2300 Mitarbeiter des Bodenpersonals in Wien-Schwechat ließen sich am Nachmittag bei einer Betriebsversammlungen über mögliche Ausgliederungspläne der EU bei der Flughafen-Abfertigung informieren. Auch am Linzer Flughafen fand eine Betriebsversammlung statt.

Die Stimmung war geladen: "Eine Frechheit, dass sich die EU da einmischt", sagte ein Mitarbeiter kurz vor Beginn der Versammlung. "Wir haben die Belegschaft informiert, es gibt eine breite Ablehnung gegen diese Pläne", sagte Dieter Rozboril, Betriebsrat am Flughafen Wien, nach Ende der Veranstaltung.

Richtlinie

Arbeitskampf verzögert Flugverkehr

Konkret geht es bei den Protesten um eine mögliche neue EU-Richtlinie. Der Vorschlag der EU-Kommission soll den Wettbewerb bei Gepäckabfertigung, Kabinenreinigung, Betankung, Frachttransport und Catering-Anlieferung zum Flugzeug forcieren. Geht es nach der EU-Kommission, dann sollen auf
großen Airports die Bodendienste von den Flughafengesellschaften rechtlich getrennt werden. Ab einer Größe von fünf Millionen Passagieren sollen zudem mindestens drei Bodendienst-Anbieter vorgeschrieben werden. Jede Fluglinie soll diese Dienste selbst abwickeln dürfen.

Am Flughafen Schwechat (er fertigt rund 20 Millionen Passagiere jährlich ab) sind derzeit zwei Abfertiger tätig. Einer des Flughafens Wien sowie eine Tochterfirma des Frankfurter Flughafens. Die Beschäftigten fürchten sich angesichts der Ausgliederungspläne vor Billigunternehmen, Lohndumping und möglichem Jobabbau.

"Es wurde der einstimmige Beschluss gefasst, dass die Belegschaft alle weiteren Maßnahmen des Betriebsrates unterstützt", so Rozboril. Welche das sein werden, das lässt man derzeit noch offen: "Es wird sicher weitere Betriebsversammlungen, vielleicht dann auch zur Hauptreisezeit, geben. Ein Streik wäre das letzte Mittel."
Ein kleiner Vorgeschmack war jedenfalls am Montagnachmittag schon zu spüren. Fünf AUA-Maschinen nach Brüssel, Amsterdam, Kopenhagen, Mailand und Zürich hoben mit etwa 20-minütiger Verspätung ab.

Der Flughafen Wien selbst hat ähnliche Bedenken wie die Belegschaft. Durch eine Auslagerung der Bodenabfertigung werde der Flughafen zusätzlich unter Druck gesetzt.

Verhandlungen

Ein Streik der Fluglotsen ist in Deutschland vorerst abgewendet worden. Am frühen Montagabend kündigte die Gewerkschaft zwar an, die Arbeit noch diese Woche niederzulegen. Auslöser waren die gescheiterte Tarifverhandlungen der Gewerkschaft mit der Deutschen Flugsicherung. Kurz nach der Ankündigung lenkte der Bundesverkehrsminister ein: Noch am Mittwoch soll es neue Gespräche geben. Reisende können bis dahin aufatmen.

Linz: Keine Beeinträchtigungen

Auch auf dem blue danube airport in Hörsching hat für das Personal der Boden-Abfertigung am Montagnachmittag eine Betriebsversammlung stattgefunden.
"Bei uns hat es sich aber um keinen Protest oder Streik gehandelt, sondern um eine reine Informationsveranstaltung", erklärt Flughafen-Sprecher Ingo Hagedorn. Rund 50 Mitarbeiter nahmen teil. Zu Beeinträchtigungen für die Passagiere ist es dadurch nicht gekommen. "Die Veranstaltung ist vom Betriebsrat extra zu einer Zeit angesetzt worden, zu der ohnehin keine Abfertigungen anstehen", betont Hagedorn. Das Ganze habe nicht länger als 15 Minuten gedauert - der Betriebsrat wollte sich dem KURIER gegenüber dazu nicht äußern.

Laut Flughafen-Sprecher Hagedorn sei es nicht ungewöhnlich, dass Informationen an Mitarbeiter zu bestimmten Themen weitergegeben werden. "Das kommt öfter vor."

Die Aufregung über die geplante EU-Richtlinie hielt sich am Montag in Linz in Grenzen. "Weil anders als in Wien die geplanten Passagier-Grenzwerte bei uns ohnehin nicht schlagend.

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