Inflation bei 1,7 Prozent

Ein Mietvertrag mit Schlüsseln und einem Stift liegt auf einem Tisch.
Vor allem hohe Wohnungsmieten und Energiepreise trieben die Inflation nach oben.

Die Inflationsrate ist in Österreich auch im April bei relativ hohen 1,7 Prozent geblieben. Der stärkste Preisauftrieb ging dabei vom Bereich Wohnen, Wasser, Energie aus, während der Teuerungsschub bei Nahrungsmitteln etwas nachließ, wie die Statistik Austria am Donnerstag mitteilte. Die März-Rate wurde nachträglich von 1,6 auf 1,7 Prozent nach oben revidiert.

Für den kräftigen Preisanstieg bei Wohnen, Wasser, Energie um 1,7 Prozent im Jahresabstand waren laut Statistik vor allem die insgesamt um 3,6 Prozent höheren Wohnungsmieten verantwortlich. Nahrungsmittel dagegen kamen diesmal im Schnitt lediglich um 2,3 Prozent teurer, im März waren es noch 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr gewesen. Im Monatsabstand legte das heimische Preisniveau um 0,1 Prozent zu.

Der für die Eurozone errechnete harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) Österreichs lag im April um 1,6 (1,4) Prozent über Vorjahr. Die Teuerung für Pensionistenhaushalte fiel mit erneut 1,8 Prozent (wie im März revidiert) wie zumeist etwas kräftiger aus als der Anstieg des allgemeinen VPI.

Täglicher Einkauf

Beim täglichen Einkauf bekamen die Konsumenten die Teuerung auch im April weit stärker zu spüren als beim Preisniveau im Allgemeinen. Der "Mikrowarenkorb", der überwiegend Nahrungsmittel enthält und einem typischen täglichen Einkauf entspricht, verteuerte sich im Jahresabstand um 3,5 Prozent, im März waren es 3,8 Prozent gewesen.

Das Preisniveau des "Miniwarenkorbes" für einen wöchentlichen Einkauf erhöhte sich im April im Zwölfmonats-Abstand um 1,3 Prozent, nach 1,2 Prozent im März. Darin enthalten sind - neben Nahrungsmitteln und Dienstleistungen - auch Treibstoffe.

Sprit kam nämlich im April deutlich billiger als vor einem Jahr: Diesel kostete um 2,5 Prozent und Superbenzin um 2,6 Prozent weniger. Auch Flachfernseher waren mit minus 8,5 Prozent deutlich günstiger. Dafür kosteten Schlafzimmermöbel um 11,1 Prozent mehr als ein Jahr davor, und die Mobiltelefon-Grundentgelte legten um 18,7 Prozent zu. Für Flugpauschalreisen musste um 3,8 Prozent mehr hingeblättert werden.

Im Monatsabstand waren " Bekleidung und Schuhe" mit durchschnittlich +1,3 Prozent der Hauptpreistreiber, nach Angaben der Statistik Austria von Donnerstag vor allem wegen des Umstiegs auf neue Kollektionen. Bekleidung verteuerte sich deshalb gegenüber dem Vormonat März um 0,7 Prozent, Schuhe um ansehnliche 3,3 Prozent.

Hauptpreisdämpfer im Monatsabstand war der Bereich "Restaurants und Hotels" (-0,8 Prozent), wobei sich Beherbergungsdienstleistungen saisonbedingt um 5,2 Prozent verbilligten. Ein Zimmer mit Frühstück in einer 4/5-Stern-Unterkunft etwa kostete im April im Schnitt um 6,2 Prozent weniger als im März, Auslands-Übernachtungen in Appartements waren sogar 9,6 Prozent günstiger zu haben, Flugpauschalreisen wurden um 7,5 Prozent billiger, dafür musste für Flugtickets um 7,7 Prozent mehr und für Städteflüge sogar 31,3 Prozent mehr berappt werden. Bei Gebraucht-Pkw hielt mit -3,8 Prozent der Abwärtstrend an.

Die Ausgabengruppe " Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke" verteuerte sich im Schnitt um 2,1 Prozent, eine Entspannung gab es etwa bei Fleisch, das war im April um 0,7 Prozent billiger als ein Jahr davor, im März stand hier noch ein Plus von 0,4 Prozent. Der starke Preisauftrieb bei Fisch verlangsamte sich auf 3,6 (10,6) Prozent. Teurer waren ferner Milch, Käse und Eier mit +6,9 Prozent, Obst mit +4,9 Prozent und Brot sowie Getreideerzeugnisse um 1,7 Prozent. Alkoholfreie Getränke kosteten 0,4 Prozent mehr.

Im Energiebereich waren die Ausgaben für Haushaltsenergie mit +0,1 Prozent im Jahresabstand preisstabil, laut Statistik Austria Folge einer gegensätzlichen Entwicklung der einzelnen Energiearten: Feste Brennstoffe kamen um 5,2 Prozent teurer, Fernwärme um 1,1 und Strom um 0,2 Prozent, während sich Gas und Heizöl um 0,5 bzw. 3,0 Prozent verbilligten.

Seit vorigem Monat schlagen bei der Jahres-Inflation Steuererhöhungen durch, die die Regierung mit März in Kraft gesetzt hat, um mehr Einnahmen für das Budget zu bekommen. Diese Maßnahmen wie die Erhöhung von Tabak- und Alkoholsteuer sowie der motorbezogenen Versicherungssteuer, tragen bis zu 0,2 Prozentpunkte zur Inflation bei, hatte Wifo-Experte Jürgen Bierbaumer-Polly vor einem Monat dazu erläutert.

Im April wies die Ausgabengruppe "Verkehr" (im Schnitt +0,7 Prozent) bei der motorbezogenen Versicherungssteuer durchschnittliche Preisanstiege von 12,9 Prozent im Jahresabstand auf, so die Statistik Austria. Instandhaltung und Reparaturen privater Verkehrsmittel kosteten um 3,0 Prozent mehr, die Preise für neue Pkw stiegen um 0,7 Prozent. Im Monatsabstand, von März auf April, wurde bei der Teilkaskoversicherung eine Verteuerung um 4,8 Prozent festgestellt.

Die EZB signalisiert Bereitschaft zu schnellem Handeln im Kampf gegen die niedrige Inflation. Es gebe zwar keine klaren Anzeichen dafür, dass die Eurozone in eine Spirale aus fallenden Preisen und sinkenden Investitionen abzugleiten drohe, sagte EZB-Vizepräsident Vitor Constancio am Donnerstag auf einer Konferenz der Bertelsmann-Stiftung in Berlin.

Dennoch sei die EZB weiter auf der Hut, um Risiken zu begegnen, die sich aus einer zu langen Phase niedriger Inflation ergeben könnten. Die Europäische Zentralbank (EZB) könne bei Bedarf schnell reagieren. "Wir haben daher betont, dass wir eine weitere geldpolitische Lockerung nicht ausschließen", sagte Constancio.

Wie Reuters aus Notenbankkreisen jüngst erfahren hat, bereitet die EZB für die Ratssitzung Anfang Juni ein Bündel möglicher Maßnahmen vor (mehr dazu...). Zu den erwogenen Optionen gehören eine Senkung des bereits historisch niedrigen Zinsniveaus von 0,25 Prozent, Strafgebühren auf das bei der EZB geparkte Geld der Geschäftsbanken sowie Liquiditätsspritzen für die Banken. Diese sollen das frische Geld zielgerichtet zur Kreditvergabe an Firmen nutzen.

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