Anklage gegen ehemalige Steinhoff-Manager wegen Bilanzmanipulation

Bis zum Sommer gehörte auch Kika/Leiner zu Steinhoff
Vorwurf von Scheingeschäften und Überbewertung von Immobilien.

Nach dem Zusammenbruch des Handelsriesen Steinhoff sollen sich drei hochrangige Ex-Manager nach den Vorstellungen der Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts milliardenschwerer Bilanzmanipulation vor einem deutschen Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft Oldenburg hat gegen das Trio Anklage wegen unrichtiger Darstellung in Bilanzen erhoben, wie die Ermittler am Donnerstag mitteilten.

Insgesamt geht es laut Anklage um Bilanzmanipulationen durch Scheingeschäfte von mehr als 1,5 Milliarden Euro. Zudem sollen Immobilien 820 Millionen Euro zu hoch bewertet in den Büchern gestanden haben.

Die Staatsanwaltschaft nannte die Namen der Manager nicht. Ob das Hauptverfahren gegen die Manager eröffnet wird, muss das Landgericht Oldenburg entscheiden. Auf Bilanzmanipulation stehen bis zu drei Jahre Haft. Steinhoff hat seinen operativen Sitz zwar im südafrikanischen Stellenbosch bei Kapstadt, seine Wurzeln liegen aber in Westerstede bei Bremen.

Vor drei Jahren hatte der Konzern eingeräumt, dass in der Bilanz mehr als sechs Milliarden Euro fehlten. Die ehemalige Führung des Unternehmens, das an der Börse zeitweise mehr als 20 Mrd. Euro wert war, hatte Umsätze durch Scheingeschäfte aufgebläht und so Verluste vertuscht. Die damaligen Manager sollen dafür verantwortlich sein, dass die Buchgewinne aus den Scheingeschäften in die Bilanzen eingeflossen sind. Steinhoff-Töchter sollen immaterielle Güter und Firmenanteile für jeweils dreistellige Millionenbeträge an andere, Steinhoff nahestehende Firmen, verkauft haben. Wegen Beihilfe zur Bilanzmanipulation angeschuldigt ist auch ein vierter Manager, der für zwei in die Abwicklung der Scheingeschäfte eingebundene Firmen gearbeitet hatte.

Die neue Steinhoff-Führung arbeitet daran, die Finanzen zu ordnen und das Unternehmen auf seinen gesunden Kern zurückzuschneiden. Töchter in Europa wie die Beteiligungen an den deutschen "Poco"- Billigmöbelmärkten, den österreichischen "Kika"- und "Leiner"-Möbelhäusern sowie der französischen Möbelkette "Conforama" wurden bereits verkauft. In den Niederlanden hat ein Schutzschirmverfahren begonnen, über das sich die Steinhoff-Holding mit ihren Gläubigern einigen will.

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