Angst vor Rezession in Europa

Die Wirtschaft der Euro-Zone droht wegen der Schuldenkrise erneut in eine
Rezession abzurutschen. "Das Wachstum in Europa ist zum Stillstand gekommen, und es besteht das Risiko einer erneuten Rezession", warnte der finnische Kommissar für Wirtschaft und Währung, Olli Rehn, am Donnerstag in Brüssel.
Die Wirtschaftsforscher der EU-Kommission rechnen damit, dass in den 17 Ländern der Euro-Zone in diesem Quartal die Wirtschaft um 0,1 Prozent schrumpfen wird. Im ersten Quartal des kommenden Jahres wird dann mit 0,0-Wachstum eine Stagnation erwartet. Und zwei Quartale ohne Wachstum bedeuten: Rezession.
Double-Dip

Dreht die Konjunktur während einer Aufschwungphase zum zweiten Mal hintereinander ins Minus, so spricht man von einem "Double-Dip". Die Hiobsbotschaft aus Brüssel war überraschend, die bisherigen Prognosen mussten scharf nach unten revidiert werden. Im Frühjahr hatten die Experten noch mit einem Wachstum von 1,9 Prozent in der EU und 1,8 Prozent in der Euro-Zone gerechnet. Für das gesamte Jahr 2012 wird jetzt eine Wachstum von nur 0,5 Prozent erwartet.
Arbeitslosigkeit
Das hat auch Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Die ohnehin hohe Arbeitslosigkeit in
Europa wird - wenn auch nur leicht - steigen, schätzen die Wirtschaftsforscher der Kommission. Derzeit herrscht in der EU eine Arbeitslosenquote von 9,7 Prozent, sie soll um 0,1 Prozentpunkte steigen. Österreich muss sich hier weniger Sorgen machen: Mit einer Arbeitslosenquote von 3,9 Prozent hat Österreich die wenigsten Arbeitsuchenden innerhalb der EU.
Besonders schlimm wird die Rezession Länder wie Griechenland oder Portugal treffen. Für Athen wird ein Rückgang der Wirtschaftsleistung um 2,8 Prozent prognostiziert, für Lissabon ein Minus von drei Prozent.
Deutschland kann immerhin mit einem Plus von 0,8 Prozent rechnen, Frankreich mit einen Zuwachs von 0,6 Prozent. Das neue Sorgenkind unter den Eurostaaten, Italien, kann nur noch mit einem Plus von 0,1 Prozent rechnen.
Verschuldung steigt

Wenn die Wirtschaft nicht mehr wächst, werden weniger Steuern gezahlt, was wiederum negative Folgen für die Staatsverschuldung hat: Für Griechenland, das heuer 162,8 Prozent der Wirtschaftsleistung an Gesamtverschuldung aufweist, wird ein weiterer Anstieg auf fast 200 Prozent (!) prognostiziert. Italien wird zwar durch eilig durchgeführte Reformen seine Staatsschulden nicht weiter erhöhen, aber bei 120,5 Prozent bleiben und den zweithöchsten Wert der EU-27 aufweisen. Dahinter folgt Irland, die Verschuldung soll von 108,1 auf 117,5 Prozent steigen.
Außerdem hat Kommissar
Rehn Defizitverfahren gegen Belgien, Zypern, Ungarn, Malta und Polen angekündigt, da diese Länder keine ausreichenden Maßnahmen zum Schuldenabbau getroffen haben. Reagieren sie nicht, drohen ihnen hohe finanzielle Strafen.
Österreich: Plus 0,9 Prozent
Für
Österreich hat die Kommission die Prognose nur für das laufende Jahr angehoben: Demnach wird das BIP heuer um 2,9 Prozent steigen, im Frühjahr hatte die Kommission noch 2,4 Prozent prognostiziert. 2012 wird das BIP-Plus dann aber auf 0,9 Prozent abgeschwächt. Für 2013 kann Österreich laut der Prognose wieder mit 1,9 Prozent Wachstum rechnen.
Für die gesamte EU sagt die Kommission für heuer 1,6 Prozent Wachstum voraus, für kommendes Jahr nur mehr 0,6 Prozent.
Die Inflationsrate in der Euro-Zone soll bis 2013 unter der von der Europäischen Zentralbank gesetzten Obergrenze von zwei Prozent bleiben. Die Neuverschuldung in den Euro-Ländern wird laut Prognose allmählich gesenkt: Nach einem Defizit von 4,1 Prozent in diesem Jahr erwarten die Experten 3,4 Prozent 2012. Die Drei-Prozent-Grenze des Stabilitätspakts wäre 2013 wieder erreicht.
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