Analyse: AUA fliegt direkt in die Gewitterzone

Analyse: AUA fliegt direkt in die Gewitterzone
Der Arbeitskampf kommt für Österreichs Home Carrier zum schlechtestmöglichen Zeitpunkt

Vor drei Monaten hatte es für die Lufthansa-Tochter AUA gut ausgesehen. Nach tiefroten Jahren und einigen harten Sparpaketen zeichnete sich erstmals in der 60-jährigen Geschichte der ehemaligen Staats-Airline ein Gewinn von mehr als 100 Millionen Euro ab.

Die Auslastung der Flugzeuge verbesserte sich auf knapp 77 Prozent, solche Passagierladefaktoren gab es früher nur in der sommerlichen Hochsaison. Die Langstrecken-Strategie erwies sich als richtig. Hongkong hat noch Startschwierigkeiten, aber Schanghai und Nordamerika liefern ebenso wie die Warmwasser-Destinationen Mauritius und die Seychellen positive Ergebnisse. Die neue Premium-Economy erfreut sich bei den Passagieren großer Beliebtheit.

Der Niedergang der Air Berlin und zuletzt der Österreich-Tochter NIKI brachte unerwartetes, zusätzliches Geschäft. Die AUA wusste diese Gelegenheit zu nutzen. In den vergangenen zwei Jahren wuchsen die Passagierzahlen um zehn Prozent, die Flotte wurde um sieben Flugzeuge erweitert und insgesamt 1000 neue Mitarbeiter eingestellt.

Heute ist alles anders, der Flughimmel über Österreich hat sich für die AUA stark eingetrübt.

Billig-Konkurrenz

Angelockt durch das langsame Sterben der von Niki Lauda als Billig-Airline gegründeten NIKI rückte Wien zentral in den Fokus von Europas Low-Cost-Carriern. Sie witterten ihre Chancen und setzten sich auf den Flughafen Wien. Alle haben ein niedrigeres Kostenniveau als die AUA.

easyJet, einer der größten Billig-Carrier Europas, flog schon im Vorjahr in Wien 200 Prozent Wachstum ein. Die Briten nutzen den Flughafen Wien außerdem als Rettungsinsel für den Exit vom Brexit und haben bereits 70 Flugzeuge registrieren lassen. Die Maschinen sind physisch allerdings nicht in Österreich stationiert.

Wesentlich bedrohlicher ist die ebenfalls börsenotierte Ryanair, der Partner und baldige Mehrheitseigentümer von Laudas neuer Airline Laudamotion. Europas größte Billig-Airline, die mit dem Lufthansa-Konzern um Platz eins rittert, will innerhalb von zwei Jahren 30 Maschinen nach Wien stellen. Ryan-Air-Boss Michael O’Leary gilt als gnadenloser Wettbewerber. Er wird im laufenden Geschäftsjahr (mit Ende März 2018) trotz Aufständen in der Belegschaft einen Nettogewinn von 1,4 Milliarden Euro einfliegen und mit 430 Maschinen 130 Millionen Passagiere befördern.

Die Iren sind zweifellos der wirtschaftlich potenteste neue Konkurrent der AUA, doch auch die ungarische Billig-Konkurrenz Wizz Air ist nicht zu unterschätzen. Ursprünglich wollten die Ungarn mit drei Flugzeugen in Wien nach Wien kommen. In Luftfahrtkreisen wird aber schon über eine Aufstockung auf fünf Maschinen spekuliert. Wizz Air hat gegenüber der AUA den enormen Vorteil, mit kostengünstigen ungarischen Kollektivverträgen zu fliegen.

Wäre noch die spanische Vueling, die ebenfalls um NIKI geboten hatte und Wien im Flugprogramm hat. Die Billig-Tochter des Konzerns von British Airways und Iberia fliegt nach Spanien und Italien.

Imageproblem

Einen Arbeitskampf kann die AUA derzeit also brauchen wie einen Kropf. Die Flugausfälle am Donnerstag werden wieder mehrere Hunderttausend Euro kosten. Doch das ist nicht das eigentliche Problem. „Viel tragischer ist der Imageverlust, der unsere Kunden direkt in die Flugzeuge der Konkurrenten drängt“, bringt es AUA-Sprecher Peter Thier auf den Punkt. Die Geduld der Passagiere angesichts der heftigen Konkurrenz in Wien derart auf die Probe zu stellen, ist ziemlich leichtsinnig.

Nicht anzunehmen, dass das AUA-Management nachgeben wird. Die Lufthansa blieb selbst nach 13 Streiks gegenüber ihren Piloten hart. Die AUA ist zwar kein Sanierungsfall mehr, aber bei der Profitabilität ist noch Luft nach oben. Die AUA habe die schlechteste Profitabilität im Konzern, monierte Lufthansa-Boss Carsten Spohr kürzlich.

Wann sich Bordbelegschaft und Management einigen, ist nicht abzuschätzen. Das Verhältnis zwischen Vorstand und Piloten ist bei der AUA traditionell schlecht. Obwohl AUA-Chef Kay Kratky selbst Pilot war. Sein Vertrag läuft im Sommer aus, möglich, dass er bis Jahresende bleibt.

Die Passagiere können sich freuen. Der Wettbewerb wird die Tickets verbilligen. Auch der Flughafen Wien wird von der stärkeren Konkurrenz profitieren. Eine zu starke Schwächung des Home-Carriers bringt einem Standort mittelfristig allerdings keinen Gewinn.

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