Ampel für Schlecker Österreich "blinkt gelb"

Eine Person geht an einer Schlecker-Filiale vorbei.
Bis Monatsende wird für die Tochter ein Investor gesucht. Der Firmenname soll in Deutschland komplett verschwinden. Den Schleckers bleiben 40 Mio. Euro.

Die über 50-jährige Verkäuferin einer Schlecker-Filiale in Wien macht sich keine Illusionen: "Wo soll ich denn nach Schlecker noch hingehen? Mich nimmt keiner mehr", sagt sie und hofft, dass sich doch noch ein Investor für die Österreich-Tochter der insolventen Drogeriemarkt-Kette findet. Wie sie bangen derzeit 3000 Beschäftigte, der Großteil davon Frauen, um ihre Jobs. Während Jüngere sich bereits um neue Posten umsehen, haben die Älteren, besonders am Land, kaum Alternativen.

Eine Entscheidung wird aber noch dauern. "Die Gespräche laufen auf jeden Fall noch diese und nächste Woche, vielleicht auch länger", sagt Alexander Güttler, Sprecher von Schlecker in Deutschland. Den Stand der Verhandlungen über die einzelnen Ländergesellschaften will er nicht kommentieren. Für die Österreich-Tochter wird mit drei Interessenten aus der Handels- und Finanzbranche verhandelt.

"Die Ampel blinkt gelb", heißt es am Montag aus Gläubigerkreisen. Sollte bis Monatsende kein Investor gefunden werden, müsse auch Schlecker Österreich in die Insolvenz. Möglich, dass dann der Masseverwalter gemeinsam mit Financiers zumindest einige rentable Standorte retten kann.

Gehälter

Die Mitarbeiter von Schlecker Österreich haben ihren Mai-Gehalt jedenfalls pünktlich ausbezahlt bekommen. "Wir haben keine Anzeichen dafür, dass das im Juni anders sein wird", meint Manfred Wolf von der Gewerkschaft.

Noch wird Schlecker Österreich von seinen Lieferanten beliefert, in den Filialen ist zwar nicht mehr alles, aber doch ausreichend Ware vorhanden. Bleibt die Ware aus, dreht sich die Spirale gefährlich schnell nach unten. Schon in den vergangenen Wochen waren die Erträge rückläufig, Schlecker Österreich schrieb roten Zahlen.

Den Schleckers bleiben rund 40 Mio. Euro

Ein Mann und eine Frau stehen vor einem modernen Bürogebäude.

Nach dem Aus für die insolvente Drogeriemarktkette Schlecker wird der Firmenname in Deutschland wohl aus dem Einzelhandel verschwinden. Die von der Abwicklung verschonten rund 340 Schlecker-XL-Filialen würden nach dem Verkauf umbenannt, sagte am Montag der Vorstand der an den Läden interessierten Deutschen Unternehmensbeteiligungen AG (Dubag), Michael Schumann.

Die Schlecker-Familie besitzt nach Recherchen des Handelsblattes trotz der Insolvenz noch 35 bis 40 Mio. Euro Privatvermögen. Das Geld sei zum größten Teil im Besitz der Kinder, bestätigten ehemalige Manager des Unternehmens der Zeitung. Damit hat die Pleite das Vermögen der Familie extrem abgeschmolzen: 2011 war es noch auf 1,65 Mrd. Euro geschätzt worden - inklusive Unternehmenswert.

Den Millionenbetrag, der noch übrig ist, haben die Schlecker-Kinder Lars (40) und Meike (38) laut Handelsblatt mit der Leiharbeitsagentur "Meniar" (Menschen in Arbeit) erwirtschaftet. Das Subunternehmen beschäftigte rund 4.300 Leiharbeiter, die an Schlecker vermittelt wurden. Sie verdienten deutlich weniger als Schlecker-Angestellte.

Ein Großteil des Vermögens hat die Familie ausgegeben, um die Verluste seit 2004 in Höhe von rund 650 Mio. auszugleichen. Der Rest ist Bestandteil der Insolvenzmasse, darunter auch die Sportwagen. Die Villa der Schleckers gehört der Frau des Firmenpatriarchen.

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