Amazon erwägt Niederlassung im Burgenland

Das Amazon.com-Logo mit dem charakteristischen Pfeil unter dem Schriftzug.
Rudersdorf bewirbt sich als Standort für ein Logistikzentrum des weltgrößten Online-Händlers.

Der weltgrößte Internet-Versandhändler Amazon erwägt laut ORF Burgenland den Bau eines Logistik- und Versandzentrums im südburgenländischen Rudersdorf (Bezirk Jennersdorf). Ortschef Franz Tauss (ÖVP) sieht darin zwar eine „einmalige Chance“ für die Region, warnt aber gleichzeitig vor vorzeitiger Euphorie. Tauss: „Wir sind jetzt im Bewerbungsstadium. Wir werden dazu etwas bekanntgeben, wenn es so weit ist.“

Würde es tatsächlich zur Realisierung des Projekts kommen würde es sich um die mit Abstand größte Betriebsansiedelung im Burgenland handeln, mehr als 2000 Arbeitsplätze würden entstehen. Amazon soll bereits vor etwa zwei Jahren Grundstücke im Nordburgenland prüfen haben lassen, sagte WiBAG (Wirtschaftsservice Burgenland AG)-Vorstand Franz Kast zum ORF. Das Projekt sei damals jedoch nicht weiterverfolgt worden.

Nun soll ein privater Betriebsansiedler im Auftrag von Amazon ein zehn Hektar großes Grundstück in der südburgenländischen Gemeinde begutachten. Dieses liege direkt an der künftigen Schnellstraße S7 und wäre vergleichsweise günstig zu haben.

Ein Mann mit grau meliertem Haar und einem schwarzen Sakko vor grünem Laub.
Franz Tauss, Bürgermeister Rudersdorf, ÖVP
Gegenüber dem ORF gab Tauss ( Bild) an, dass er mit einer Entscheidung „in einigen Monaten“ rechne. Das Grundstück müsste von der Raumordnung des Landes noch umgewidmet werden. Von Amazon hieß es dazu auf Anfrage: Man habe „zu diesem Thema keinerlei Veröffentlichung vorgenommen“. Zu „Spekulationen“ nehme man keine Stellung, so eine PR-Managerin des Unternehmens.

Aggressiver Wachstumskurs

Der starke Expansionskurs und die hartnäckige Wirtschaftskrise in Europa kommen Amazon derzeit teuer zu stehen. Der US-Riese rutschte im zweiten Quartal in die roten Zahlen und rechnet auch für die kommenden drei Monate mit Verlusten. Unter dem Strich lag das Minus im Frühjahr bei 7 Millionen Dollar (5,3 Mio. Euro) oder zwei Cent pro Aktie. Analysten hatten dagegen mit einem Gewinn gerechnet. Im Vorjahr hatte der ebay-Konkurrent noch einen Überschuss von 7 Millionen Dollar verbucht.

Amazon nimmt das Minus aber bewusst für einen aggressiven Wachstumskurs in Kauf und investiert einen Großteil seiner Gewinne in den Aufbau neuer Geschäftsfelder - wie etwa die E-Reader- und Tabletprodukte aus der Kindle-Familie. Dieser Kurs scheint sich auszuzahlen, weil Amazon nun zunehmend auch elektronische Inhalte und Hardware verkauft. Mit dem Tablet Kindle Fire und der dazugehörigen Leihbücherei mit mehr als 300.000 Büchern macht Amazon etwa dem iPad von Apple und dem Online-Dienst iTunes Konkurrenz. In Deutschland war das Unternehmen zuletzt wegen seiner umstrittenen Steuerpolitik und Streiks in die Negativschlagzeilen geraten.

Bilder: Ein Gewächshaus als Hauptsitz

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