Alles nur ein großes Missverständnis

Nächstes Kapitel in der Saga um den chinesischen Schuhhersteller Ultrasonic: Der untergetauchte Ex-Chef Qingyong Wu, der sich vor kurzem mit einem Großteil des Firmenvermögens aus dem Staub gemacht hatte, habe sich überraschend bei Finanzchef Clifford Chan gemeldet, teilte das an der Frankfurter Börse gelistete Unternehmen am Montag mit.
Wu habe erklärt, er bereite eine Rückkehr zu Ultrasonic vor und wolle auch die Finanzmittel wiederbeschaffen. „Der Versuch einer persönlichen Kontaktaufnahme durch einen Vertreter des Aufsichtsrats in Xiamen blieb bisher jedoch erfolglos“, fügte die Firma hinzu.
Andere Quellen berichteten davon, der Untergetauchte habe betont, er sei nur auf Urlaub und habe sein Handy verloren. Es sei alles nur ein großes Missverständnis.
Drohende Insolvenz
Die Bank Nomura hat nach dem Verschwinden Wus in der vergangenen Woche einen 60 Mio. Dollar (46,69 Mio. Euro) schweren Kredit an Ultrasonic fällig gestellt, der Firma droht deshalb nach eigenen Angaben die Insolvenz. Firmenchef Wu und sein ebenfalls verschwundener Sohn Qingyong, der im Vorstand für das operative Geschäft zuständig war, wurden am Donnerstag vom Aufsichtsrat abberufen. Nach dem Lebenszeichen von Wu fassten Anleger am Montag wieder Hoffnung. Der Kurs der Ultrasonic-Aktie schoss um 240 Prozent auf 3,40 Euro hoch.
Der Fall Ultrasonic ist bereits der dritte Skandal bei chinesischen Firmen mit Frankfurter Börsennotiz innerhalb weniger Monate. Im Sommer verschwand der Chef des Verpackungsherstellers Youbisheng Green Paper, weniger später meldete das Unternehmen Insolvenz an. Ende 2013 setze der Modehersteller Kinghero seinen Chef vor die Tür, weil er nach Erkenntnissen des Aufsichtsrats Firmenvermögen für persönliche Geschäfte verwendet hatte. Im Februar wurde das Unternehmen von der Börse genommen.
Die Deutsche Börse hat viele Jahre dafür geworben, dass chinesische Unternehmen in Frankfurt an die Börse gehen. Zahlreiche Firmen sind diesem Ruf gefolgt, aktuell sind im regulierten Markt 25 chinesische Unternehmen notiert. Die Hoffnung, dass sich mit der Zeit auch chinesische Schwergewichte für ein Initial Public Offering (IPO) in Frankfurt entscheiden, hat sich jedoch nicht erfüllt.
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