AK kritisiert mangelhafte Angebote für Zukunftsvorsorge

Eine Miniaturfamilie steht auf einer 1-Euro-Münze, umgeben von Euroscheinen und Münzen.
Konsumentenschützer fordern mehr Klarheit über Kosten. Kritik an "abenteuerlichen Performance-Angaben".

Die Konsumentenschützer der Arbeiterkammer (AK) fordern mehr Klarheit bei den Angeboten zur staatlich geförderten Zukunftsvorsorge. "Die Angebote sind undurchsichtig und daher für einen Vergleich unbrauchbar. Über die Kosten wird nicht immer so informiert, wie das sein sollte", kritisierte die AK am Donnerstag in einer Presseaussendung nach dem Test von 17 Versicherern.

Seit August 2013 gibt es neue Vorschriften, wie Konsumenten vor einem Vertragsabschluss einer prämiengeförderten Zukunftsvorsorge informiert werden sollen. So muss es vor allem klare Angaben über Kosten, Veranlagungsbetrag, zur Rente und zur Veranlagung selbst geben.

"Es gibt keinen guten Informationsstandard"

"Es gibt keinen guten Informationsstandard", kritisieren die Konsumentenschützer. So sei der Umfang der erhaltenen Angebote für diese spezielle Form der Lebensversicherung höchst unterschiedlich gewesen und habe zwischen zwei und 14 Seiten ausgemacht.

Ein blauer Ordner mit der Aufschrift „Lebensversicherung“ liegt auf Dokumenten und einem Taschenrechner.
Weiters waren die Angaben über die Kosten mangelhaft. Nur acht Versicherer führten in den Angeboten die Abschlusskosten an. Diese lagen zwischen 340 und 1.440 Euro. Nur eine einzige Versicherung informierte wie vom Gesetz gefordert auch über den Gesamtbetrag der laufenden Kosten.

Auf Unverständnis stießen bei den Verbraucherschützern auch "abenteuerliche" Performance-Annahmen von 6 bis 9 Prozent. Bei fünf Versicherungen fehlten zudem die Angaben zur Veranlagung.

Unterschiede bei Garantien

Nur drei Versicherungen informierten auch ausführlich über die monatlichen Zahlungen. Höchst unterschiedlich sei, was garantiert werde und was nicht, etwa die derzeitige Rententafel oder eine vorgerechnete lebenslange Rentenhöhe, so die AK.

Die AK-Konsumentenschützer haben auch die Renditen durchgerechnet: Bei einer angenommenen Wertentwicklung von 3 Prozent bleiben nach Abzug der Kosten bei Frauen zwischen 2,15 und 2,75 Prozent und bei Männern zwischen 2,22 und 2,77 Prozent übrig. Gibt es keine Performance, sondern nur die staatliche Prämie, liegen die Renditen nur mehr zwischen 0,01 und 0,41 Prozent.

Provision auf Laufzeit aufteilen

Die Konsumentenschützer fordern unter anderem ein verpflichtendes standardisiertes Produktinfoblatt für alle Versicherungssparten und die Angabe eines effektiven Jahreszinssatzes. Weiters sollte die Provision auf die Laufzeit des Vertrages statt auf die ersten fünf Jahre aufgeteilt werden.

Sie weist auch darauf hin, dass es viele Finanzprodukte gibt, mit denen Kapital für das Alter angespart werden kann und die vielleicht besser zur persönlichen Situation passen.

Weiterführende Links

Der AK-Test über die Zukunftsvorsorge und weitere Tipps können unter wien.arbeiterkammer.at abgerufen werden.

"Die Österreicher" seien reich, machten aber wenig mit ihrem Geld und sind für die Zukunft falsch abgesichert, hieß es am Donnerstag bei einem Pressegespräch des Finanzberaters Swiss Life Select Österreich. Der Österreicher rechne zwar mit einschneidenden Wendepunkten, schrecke aber vor einer langfristigen finanziellen Vorsorgeplanung zurück.

Notgroschen als Sicherheitspolster

"20 Milliarden Euro sind hierzulande daheim unter den Matratzen geparkt", sagte CEO des Österreich-Ablegers der Swiss Life-Gruppe, Christoph Obererlacher. Wie auch die im Auftrag des Finanzberaters vom Meinungsforschungsinstitut GfK unter 1.000 Menschen durchgeführte Online-Umfrage zeigte, sei der Notgroschen bzw. Bargeld der bevorzugte Sicherheitspolster für die Gruppe der Über-40-Jährigen. Aktuell legen die Befragten im Schnitt 230 Euro monatlich für Vorsorgeprodukte - 154 Euro für die Altersvorsorge, etwa 75 Euro für weitere Themen - zur Seite. "De facto wären 268 Euro möglich", stellte Obererlacher fest.

Versicherung von Arbeitskraftverlust

Die Mehrheit der Umfrageteilnehmer will sich gegen Armut und Not (49 Prozent) sowie gegen Geldverlust und Schulden (40) versichern - dass dies jedoch die Folgen von Arbeitsverlust bzw. -unfähigkeit, etwa durch Krankheit oder fehlende Ausbildung, sind, übersehen sie dabei. Gegen Verlust der Gesundheit will sich nur ein Prozent absichern, gegen Arbeitskraftverlust 33 Prozent.

Vorsorge: Pension vor Pflege

Auch werde bei Vorsorge eher an die Pension (49 Prozent) gedacht, selten an Pflege (sechs Prozent) oder Berufsunfähigkeit (zwei Prozent). Interessantes Detail: Obwohl sich Unfallversicherungen einer hohen Beliebtheit erfreuen, ist die Wahrscheinlichkeit, durch einen Unfall arbeitsunfähig zu werden, vier Mal geringer als durch Krankheit.

Das Auftreten von Krisen schätzen die Befragten realistisch ein: Zwei Drittel (66 Prozent) rechnen mit Jobverlust, Krankheit oder Arbeitsunfähigkeit. Dennoch würden sie keine langfristig durchstrukturierte finanzielle Vorsorge treffen, hieß es.

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