AK-Direktor: "Industrie jammert auf hohem Niveau"

Ein Mann mit Brille, Anzug und Krawatte spricht.
Die IV hatte beklagt, dass die Gewinnspannen zu gering seien, um Investitionen zu stemmen.

Sogar in der Krise schreiben Österreichs große und mittelgroße Industrieunternehmen satte Gewinne, behauptet die Arbeiterkammer (AK). Sie hat 1700 Bilanzen des Jahres 2011 (die aktuellsten Daten) ausgewertet. Für Eigentümer von Kapitalgesellschaften war demnach eine Verzinsung von 12,9 Prozent drin. Zur Erklärung: Der sperrige Begriff Eigenkapitalrentabilität drückt das Verhältnis von Gewinn zu Eigenkapital aus. Die Kennzahl gibt an, wie viel ein Unternehmen für Investoren „abwirft“. Bei der Sachgüterindustrie liege der Wert sogar bei 23,1 Prozent.

"Wem 23 Prozent Rendite nicht reichen, der bekommt den Kragen nicht voll.“

„Die Industrie jammert auf hohem Niveau“, sagt AK-Direktor Werner Muhm zum KURIER. Veranlagungen wie Sparbücher, Anleihen oder Pensionskassen würden weit in den Schatten gestellt. Dass der Vergleich hinkt, weil Gewinne nicht zur Gänze als Dividende ausgeschüttet werden, lässt er nicht gelten. „Auch Rücklagen und Investitionen vergrößern den Unternehmenswert. Wem 23 Prozent Rendite nicht reichen, der bekommt den Kragen nicht voll.“

Muhms Darstellung widerspricht jener der Industriellenvereinigung (IV): Sie hatte beklagt, dass die Gewinnspannen zu gering seien, um Investitionen zu stemmen. „Nachweislich falsch“, sagt Muhm: Es scheitere nicht an den Gewinnen, sondern am schwachen Wachstum in Europa. „ Österreichs Wirtschaft ist wettbewerbsfähig“, sagt der Kanzlerberater: Die „angeblich abwanderungsgefährdete“ Industrie verdiene gut.

Gruppensteuer ja, aber

Für Investitionsanreize wie eine „degressive Abschreibung“ wäre Muhm aber zu haben: Unternehmen könnten Anschaffungen in den ersten Jahren stärker, später weniger von den Steuern absetzen. Ein Vorziehen von Investitionen würde sich somit auszahlen. Allerdings würde damit anfangs „deutlich mehr als eine Milliarde Euro“ an Steuern ausfallen.

Deshalb will Muhm Schlupflöcher schließen – etwa bei der Gruppenbesteuerung, die der Industrie besonders wichtig ist: Konzerne mit Sitz in Österreich können Verluste im Ausland, etwa Osteuropa, abziehen und die Steuern später nachzahlen. Muhm will diese Stundung nicht abschaffen, aber einschränken. „Das ufert aus, wie auch der Rechnungshof kritisiert hat.“

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