Airline-Pleiten brachten Reiseveranstalter heuer in Turbulenzen

Der Strandurlaub bleibt weiter hoch im Kurs
Spanien-Flüge waren im Sommer knappes und teures Gut - Türkei-Geschäft lebte spürbar auf

Airline-Pleiten und Hurrikans haben das Geschäft der Reiseveranstalter in den vergangenen zwölf Monaten gehörig durcheinandergewirbelt. Im Dezember 2017 meldete etwa auch die Österreich-Tochter Niki der bereits insolventen deutschen Air Berlin Konkurs an. "Es gab ein regelrechtes Wettrennen um Flugsessel", sagte der Österreich-Chef des Reiseanbieters Thomas Cook, Ioannis Afukatudis, zur APA.

Airline-Pleiten brachten Reiseveranstalter heuer in Turbulenzen

Versteigerung von Air Berlin Inventar nach der Pleite

"Das heißt, wir hatten keine geregelten Verhältnisse." Eurowings habe für den heurigen Sommer Flugsessel an Reiseveranstalter verkauft, "die es gar nicht gab", so der Unternehmenschef weiter. "Das Flugprogramm wurde nicht wie erwartet fortgeführt."

 

Airline-Pleiten brachten Reiseveranstalter heuer in Turbulenzen

Nach einer harten Wintersaison 2017/18, in der Hurrikans in Nordamerika das Fernreise-Business der gesamten Branche in Richtung USA, Kuba und Dominikanische Republik bis Ende April "lahmgelegt" hatten, haben Reiseveranstalter wie TUI Österreich, Rewe Austria Touristik (mit den beiden Pauschalreisemarken Jahn Reisen Austria und Billa Reisen) und Thomas Cook (Neckermann und Öger Tours), die drei hierzulande größten Player, auch einen schwierigen Sommer 2018 hinter sich.

 

 

Airline-Pleiten brachten Reiseveranstalter heuer in Turbulenzen

Kuba. (Symbolbild)

Hektik nach Insolvenzen

"Über mehrere tausend Flüge mussten wir Kunden verständigen und diese umbuchen - das kam immer am Wochenende, Alternativen mussten gefunden werden; die Telefone, die Mails, überhaupt alles hat geglüht", schilderte Afukatudis die durch die Airline-Insolvenzen ausgelöste Hektik. Überall in Europa gab es Flugverspätungen. Allein die Niki-Pleite zog bei Thomas Cook 4.000 Umbuchungen nach sich. "Von der Seite her war das interessant, turbulent und herausfordernd."

 

 

 

Noch weitaus größer war der Wirbel naturgemäß bei Marktführer TUI: "Wir hatten 30.000 Gäste umzubuchen", berichtete TUI-Österreich-Chefin Lisa Weddig Mitte dieser Woche bei der Präsentation des Sommerprogramms 2019. Die Spanien-Umsätze des Unternehmens sanken heuer im Sommer um 9 Prozent unter das Vorjahresniveau. "Wir sind ins Minus gerutscht, was hauptsächlich auf den Flugmarkt zurückzuführen war", so die Geschäftsführerin.

Nachdem das Konkursverfahren für Niki auf Initiative des Fluggastrechte-Portals FairPlane unter Geschäftsführer Andreas Sernetz von Deutschland nach Österreich gewandert war, kaufte Ex-Rennfahrer und Luftfahrtunternehmer Niki Lauda die von ihm einst gegründete Airline Niki heuer im Jänner aus der Insolvenzmasse heraus und verkaufte sie letztlich unter dem neuen Namen Laudamotion an den irischen Billigfluganbieter Ryanair weiter.

Das war schlecht für Thomas Cook, wie Afukatudis einräumte: "Die Ryanair bietet keine Charter-Kooperation - sie verkaufen nur online, in Österreich auch über Reisebüros, und die Veranstalter bekommen keine Kontingente." Im April beendete Laudamotion die Zusammenarbeit mit der in London börsennotierten Thomas Cook Group und dessen hauseigener Airline Condor.

"Niki und Air Berlin waren der größte Lieferant für Flüge nach Spanien - das hat uns zugesetzt", sagte der Vorstand der Thomas Cook Austria AG im Gespräch mit der APA. Dank des Markteintritts der Billigfluglinie Level, die zur British-Airways-Mutter IAG gehört, habe Thomas Cook nun aber wieder "ein stabiles Programm und auch einen vernünftigen Partner". "Wir sind einer der größten Abnehmer."

Spanien blieb letztlich auch in diesem Sommer das bei dem Reiseunternehmen traditionell am stärksten gebuchte Urlaubsland, gefolgt von Griechenland. Zweiteres fliegt Thomas Cook gemeinsam mit den Austrian Airlines (AUA) an. Während das Geschäft in diesen beiden Destinationen den Angaben zufolge auf dem bereits hohen Vorjahresniveau stabilisiert werden konnte, holte die Türkei kräftig auf und rückte bei Thomas Cook 2018 von Rang vier auf Platz drei der beliebtesten Ferienziele vor.

Ein spürbar belebtes Türkei-Geschäft ex Österreich verbuchten heuer im Sommer auch die anderen beiden großen Reiseveranstalter: Bei der TUI hätten die Buchungsumsätze im Jahresabstand um 90 Prozent zugelegt, so Weddig. Bei diesem Anbieter arbeitete sich die Türkei heuer ebenfalls auf Platz drei der beliebtesten Urlaubsziele hoch. Bei der Rewe Austria Touristik betrug das Plus in der Destination 50 Prozent, wie Unternehmenschef Martin Fast zur APA sagte. "Dort hatten wir heuer enorme Zuwächse." 2016 und 2017 hatten die Urlauber die Türkei infolge von Terrorangst und dem Putschversuch in dem Land gemieden. Der Zielmarkt war regelrecht weggebrochen.

"Die Türkei kam heuer wieder", bekräftigte auch Afukatudis. Das Passagiervolumen habe sich bei Thomas Cook gegenüber 2017 fast verdoppelt. "Die Menschen wollten wieder ein 'vernünftiges Preisleistungsverhältnis'." Griechenland und Spanien hätten "es mit dem Preis ein bisschen übertrieben" und Flüge in die Türkei seien "kein Problem" gewesen.

Für den Sommer 2019 stockte Thomas Cook die Kapazitäten in Richtung Griechenland, Türkei und Tunesien weiter auf - dort erwartet sich der Reisekonzern das stärkste Buchungsplus. Auch die TUI setzt - neben seinen Hauptzielländern Griechenland und Spanien - im kommenden Jahr wieder massiv auf die Türkei und verdreifachte die Flugkapazitäten dorthin.

Im Wesentlichen bleiben die Urlaubspreise bei Thomas Cook im kommenden Jahr unverändert. "Wir haben generell eine Nullrunde über alle Destinationen", so Afukatudis. Etwas billiger werden Ferien beispielsweise in Tunesien, Ägypten, Kuba und der Dominikanischen Republik. Wenn es in einzelnen Destinationen Erhöhungen gebe, dann höchstens im Inflationsbereich, also um rund 2 Prozent.

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