Air Berlin: Schuldenberg ist 2014 weiter gestiegen
Der Schuldenberg der schwer defizitären Fluggesellschaft Air Berlin, Mutter von Niki (flyniki), ist noch größer geworden. Ende 2014 waren es 810 Millionen Euro, sagte Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer am Freitag - das sind um 14 Millionen Euro mehr als ein Jahr zuvor. Das Eigenkapital liege nach internationalen Bilanzierungsregeln bei minus 400 bis 450 Millionen Euro.
"Keine Insolvenzszenarien"
Daraus dürfe man aber keine Insolvenzszenarien ableiten, so Hüttmeyer. Nach deutschen Rechnungslegungsvorschriften hätten die Air-Berlin-Gesellschaften positives Eigenkapital.
Am Vorabend hatte die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft vorläufige Geschäftszahlen vorgelegt. Demnach haben sich die Verluste 2014 erneut vergrößert. Hüttmeyer sprach von einer „enttäuschenden Umsatzentwicklung“.
Auslastung gesunken
Die Auslastung der Flugzeuge und der Ertrag pro Sitzplatz seien 2014 zurückgangen. Das sei „eine toxische Kombination“. Air Berlin hatte sein Sitzplatzangebot um 2,5 Prozent erhöht. Der neue Vorstandschef Stefan Pichler will nun das Flugangebot stärker auf ertragreiche Strecken ausrichten und die Drehkreuze wie Düsseldorf und Berlin ausbauen. Dadurch soll sich das Ergebnis spürbar verbessern, - vor allem durch die Neuausrichtung des Geschäftsmodells, teilte der Lufthansa-Rivale am Donnerstagabend mit.
2016 will die Airline so wieder schwarze Zahlen schreiben. Im abgelaufenen Geschäftsjahr konnte davon keine Rede sein; der Konzern rutschte wegen hoher Restrukturierungs- und Einmalaufwendungen noch tiefer in die Verlustzone.
Neuer Chef zuversichtlich
Konzernchef Stefan Pichler, der seinen Posten im Februar angetreten und den Österreicher Wolfgang Prock-Schauer abgelöst hat, gab sich jedoch zuversichtlich: „Die negative Performancespirale vergangener Jahre werden wir in 2015 durch eine Neuausrichtung unseres Geschäftsmodells durchbrechen.“ Im ersten Quartal werde das bereinigte operative Ergebnis um etwa 25 Millionen Euro besser ausfallen als vor einem Jahr, als ein Verlust von 183 Millionen Euro zu Buche gestanden habe.
Zu rasche Expansion
Air Berlin steckt wegen eines übereilten Expansionskurses tief in der Krise. Die arabische Airline Etihad kaufte 2011 knapp 30 Prozent der Aktien und hält die Berliner seither mit Finanzspritzen in der Luft. Pichler legte ein weiteres Sanierungsprogramm auf, mit dem operativ 2016 der Sprung in die schwarzen Zahlen gelingen soll. Im Mittelpunkt stehen vor allem die Netzplanung, der Vertrieb und das Festsetzen der Preise.
Nach vorläufigen Angaben betrug der operative Verlust (Ebit) 279 bis 304 Millionen Euro nach einem Minus von 232 Millionen Euro im Vorjahr. Unterm Strich lag das Minus demnach bei 362 bis 387 Millionen Euro nach einem Verlust von fast 316 Millionen Euro im Jahr zuvor. Der Umsatz stieg leicht auf 4,16 Milliarden Euro. Die endgültigen Zahlen für 2014 sollen im April veröffentlicht werden.
Ausdrückliches Lob gab es bei Air Berlin für die Performance der österreichischen Tochterairline Niki. Niki weise 2014 erneut eine „sehr profitable Kostenstruktur“ aus und erschließe sich Wachstumsperspektiven durch eine hervorragende Stückkostenposition. Genaue Zahlen wurden dazu nicht genannt.
Airbus statt Embraer
Innerhalb des Air-Berlin-Konzerns sei Niki der Wachstumscarrier im deutschsprachigen Raum mit klarem touristischen Fokus. Wie bereits im Dezember angekündigt, tauscht Air Berlin bis zum Sommer alle sieben Niki-Embraer-Regionaljets gegen fünf größere Airbus-Flieger aus. Durch die dann reine Airbus-Flotte werden vor allem Kostenvorteile erhofft.
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