Agrarexporte: Minus 14 Prozent nach Russland

Das starke Wachstum der Agrarexporte erhielt Anfang 2014 einen Dämpfer (Symbolbild)
Agrarexporte wegen Russland-Krise "durchgeschüttelt". Moskau sagt Gasgespräche ab.

Die Ukraine/Russland-Krise hat die österreichischen Agrarexporte im ersten Halbjahr belastet. Nach Jahren mit starken Wachstumsraten sind die Agrarausfuhren nur noch um 1,8 Prozent auf 4,8 Mrd. Euro gewachsen. Nach Russland sanken sie überhaupt um 14 Prozent auf knapp 100 Mio. Euro. Die heimischen Fleischexporte nach Russland brachen sogar um ein Drittel auf 11,2 Mio. Euro ein. Vor allem die „indirekten Folgen“ der Ukraine/Russland-Krise wie Überangebot und Preisdruck am europäischen Lebensmittelmarkt würden die österreichischen Agrarausfuhren belasten, kommentierte AMA-Marketing-Geschäftsführer Michael Blass die aktuellen Zahlen bei einer Marketingveranstaltung in Verona.

Neue Märkte

Der europäische Agrar- und Nahrungsmittelmarkt werde durch das Russland-Embargo „ganz schön durchgeschüttelt“. Wie Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter im KURIER angekündigt hat, versucht die österreichische Lebensmittelwirtschaft nun neue Märkte zu erschließen. Neue Ziele seien etwa in Asien zu finden - oder es müssten bestehende Märkte ausgebaut werden, so Blass. Durch die Ukraine/Russland-Krise würden die Märkte „enger“, weil sich die Lebensmittelhersteller in Europa wieder verstärkt auf ihre Heimatmärkte konzentrieren.

Agrarexporte: Minus 14 Prozent nach Russland
BILD zu OTS - http://www.apa-fotoservice.at/galerie/3784 Michael Blass, Geschäftsführer der AMA-Marketing, präsentiert die Entwicklung der Agrarexporte 2012.
Anfang Mai sperrte Russland bereits rund ein Dutzend heimischer Molkereien und Fleischerzeuger - darunter die größte österreichische Molkerei Berglandmilch - mit dem Hinweis auf vermeintliche Mängel. Als Reaktion auf EU-Sanktionen im Rahmen der Ukraine-Krise erließ Russland dann Anfang August einen umfangreichen Importstopp für landwirtschaftliche Produkte und Lebensmittel aus der EU. Derzeit noch ausgenommen vom Embargo sind Getränke, Süß- und Backwaren.
Die Exporte von Lebensmittelzubereitungen nach Russland sanken im ersten Halbjahr im Vergleich zur Vorjahresperiode um 19 Prozent auf 33,7 Mio. Euro, geht aus vorläufigen Zahlen der Statistik Austria und des Fachverbands der Lebensmittelindustrie hervor. Die heimischen Exporte von Obst und Früchten stürzten sogar um 76 Prozent auf 273.000 Euro ab, bei Ölsaaten gab es ein Minus von 35 Prozent auf 6,25 Mio. Euro. Die heimischen Ausfuhren von Milch, Molkereiprodukten und Eier stiegen im ersten Halbjahr hingegen noch um 10 Prozent auf 6,1 Mio. Euro.

Exportinitiative

Um auf die Turbulenzen in Folge der Ukraine/Russland-Krise zu reagieren, befindet sich derzeit eine neue Lebensmittel-Exportinitiative in Planung. Laut Blass sollen vor allem die wichtigsten Absatzmärkte Deutschland, Italien, Slowenien und Ungarn sowie Hoffnungsmärkte wie China bearbeitet werden.
Die AMA Marketing veranstaltete Ende vergangener Woche eine Lebensmittel-Präsentation in Verona um Einkäufern italienischer Lebensmittelketten österreichische Produkte schmackhaft zu machen. 24 Aussteller - darunter etwa Berglandmilch, Handl Tyrol und Sonnentor - versuchten dort neue Kunden zu Ködern. Gefragt sind in Italien vor allem heimische Milch, Rind- und Schweinefleisch sowie der Energydrink Red Bull.

Italien ist nach Deutschland der zweitwichtigste Exportmarkt für die heimische Lebensmittelwirtschaft. Im ersten Halbjahr gingen die österreichischen Agrarexporte nach Italien aber um 2,8 Prozent auf 634 Mio. Euro zurück. Kurzfristiges Ziel sei es in Italien - trotz der schwierigen konjunkturellen Lage - den Marktanteil zu halten, so der AMA-Marketing-Geschäftsführer.

Russland hat die für nächsten Samstag geplanten Gasgespräche mit der Ukraine nach EU-Angaben abgesagt. Moskau habe der EU-Kommission als Vermittlerin mitgeteilt, der 20. September passe nicht in die Terminplanung, sagte eine Sprecherin von EU-Energiekommissar Günther Oettinger am Montag in Brüssel. Man werde nun nach einem neuen Datum suchen, das allen drei Seiten passe.

Die EU-Kommission hatte den russischen und ukrainischen Energieminister zu den Dreiergesprächen nach Berlin eingeladen. Ein Thema sollte unter anderem der Rückgang der Erdgaslieferungen aus Russland an Polen sein. Nach Angaben der EU-Kommission waren die russischen Lieferungen in die EU am vergangenen Wochenende aber stabil.

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