Agrarriese in der Krise: Lagerhaus-Tochter wird abgestoßen

Die Raiffeisen Ware Austria (RWA) ist die Dachorganisation der Raiffeisen Lagerhäuser. Der angeschlagene Agrarriese BayWa will nun seine 50-Prozent-Anteile an der RWA abstoßen.
Beim größten deutschen Agrar-Konzern BayWa soll bis 2027 jede sechste Stelle gestrichen werden. Auswirkungen gibt es auch in Österreich.

Beim angeschlagenen deutschen Agrar- und Baustoffkonzern BayWa soll in den nächsten drei Jahren jede sechste Stelle gestrichen werden. 1.300 von insgesamt 8.000 Vollzeitarbeitsplätzen sollen bis 2027 wegfallen. 

Der Schwerpunkt soll in der Zentrale liegen, allein dort sollen 400 Jobs abgebaut werden. In der Fläche will die BayWa 26 von 400 Standorten aufgeben. BayWa-Vorstand Michael Baur verordnet dem Münchner Agrar- und Baustoffkonzern eine Radikalkur. Im Zuge der Sanierung soll der Konzern auf das Kerngeschäft mit dem Agrar- und Baustoff-Handel, Energie und Landtechnik zurückgestutzt werden.

Lagerhaus-Tochter wird verkauft

Praktisch alle Beteiligungen im Ausland sollen bis 2027 verkauft werden und das trifft auch Österreich. Hierzulande ist BayWa maßgeblich an der Lagerhaus-Mutter RWA beteiligt.  Die Raiffeisen Ware Austria muss sich nun darauf einstellen, dass die 50-Prozent-Beteiligung nächstes Jahr verkauft wird. 

Weiters soll der niederländische Getreide- und Soja-Händler Cefetra 2025 verkauft werden, die Suche nach einem neuen Eigentümer läuft bereits. 2026 folgt dann der neuseeländische Obsterzeuger T&G Global (Turners & Growers). Mit dem Verkauf der restlichen 51 Prozent an der Wind- und Solarprojekt-Tochter BayWa r.e. will sich Baur bis 2027 Zeit lassen, weil das Geschäft zurzeit lahmt.

Schulden abbauen

Insgesamt erhofft sich die BayWa daraus Verkaufserlöse von rund vier Milliarden Euro einschließlich der Schulden, die auf den betreffenden Firmen lasten. Damit soll die Schuldenlast auf Druck der Banken von derzeit mehr als fünf Mrd. Euro auf eine Milliarde abgebaut werden, wie aus der Übersicht über die Pläne hervorgeht. 

Nur unter dieser Bedingung sehen die Gutachter das Überleben der BayWa gesichert. Von einem Umsatz von rund 23 Mrd. Euro im laufenden Jahr blieben danach etwa acht Mrd., zugleich soll sich das operative Ergebnis (Ebitda) mit Einsparungen von mehr als 400 Mio. Euro auf etwa 300 (2024 erwartet: 200) Mio. Euro verbessern.

Steigende Zinsen und der schleppende Weiterverkauf einer wachsenden Zahl an Erneuerbare-Energien-Projekten hatten die BayWa im Sommer an den Rand der Pleite geführt. Seit Mitte Juli arbeitet Baur mit der Unternehmensberatung Roland Berger an einem Sanierungsplan. Mit der Entschuldung will er vor allem die Zinslast senken, die binnen fünf Jahren von 85 auf 400 Millionen Euro angeschwollen ist. 2027 sollen es nur noch 100 Millionen sein.

Bemühung um Stundungen und Kreditverlängerungen

Derzeit ringt der BayWa-Vorstand mit mehr als 100 Banken und anderen Fremdkapitalgebern um eine Stundung und Verlängerung der Kredite und kurzfristigen Schuldverschreibungen (Commercial Paper). Bis zum Jahresende soll eine Lösung gefunden werden. Für das kommende Jahr plant die BayWa eine Kapitalerhöhung, die laut Finanzkreisen rund 150 Millionen Euro schwer werden soll und bei der die Großaktionäre aus dem bayerischen und österreichischen Genossenschaftssektor mitziehen sollen. Es wäre die erste seit dem Börsengang 1988. Erst muss die Hauptversammlung 2025 aber den dafür nötigen Kapitalrahmen schaffen, so dass der Schritt nicht vor dem Sommer realistisch ist.

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