Agrana-Bilanz: Biosprit als „Rettungsanker“

Agrana-Bilanz: Biosprit als „Rettungsanker“
Abschreibungen haben dem Frucht-, Stärke und Zuckerkonzern zugesetzt. Rückzug aus Russland vorerst nicht geplant.

Der Krieg in der Ukraine hat die Bilanz der Agrana ins Minus gedrückt. Gab es im Geschäftsjahr 2020/21 noch einen Konzernüberschuss von 55 Millionen Euro so wurde daraus im Geschäftsjahr 2021/22 ein Verlust von 12,2 Millionen Euro.

Der Abschreibungs- und Wertminderungsbedarf von Werken der Agrana betrug 71 Millionen Euro. Es geht dabei um zwei Standorte für Fruchtzubereitung und die Herstellung von Fruchtsaftkonzentraten 300 Kilometer südlich von Kiew sowie um einen landwirtschaftlichen Produktionsbetrieb. Insgesamt sind dort 800 Mitarbeiter beschäftigt. Nach dem Einmarsch der Russen in der Ukraine wurde die Produktion zunächst eingestellt. Derzeit läuft eine eingeschränkte Produktion zur Belieferung regionaler Kunden.

In Russland betreibt die Agrana 100 Kilometer südlich von Moskau ein Werk mit 300 Mitarbeitern zur Fruchtzubereitung. Aktuell ist kein Rückzug aus Russland geplant. Wie lange das so bleibt, ist nicht vorhersehbar. Wegen des Embargos gibt es keine Möglichkeit, Ersatzteile für Maschinen nach Russland zu schicken.

Laut dem Aufsichtsratsvorsitzenden der Agrana, Markus Mühleisen, ist bei Lebensmitteln „nicht mit einem Versorgungsengpass zu rechnen.“ Dies gilt aber nur, wenn die Kriegshandlungen „temporär und regional begrenzt bleiben“. Unter diesen Voraussetzungen rechnet der Vorstand für das Geschäftsjahr 2022/23 mit einem „sehr deutlichen Anstieg“ beim Ergebnis der Betriebstätigkeit (EBIT).

Wegen möglicher künftiger Lieferschwierigkeiten beim Gas rüstet die Agrana kurzfristig ihre Zucker- und Stärkefabriken in Österreich und ein Zuckerwerk in der Slowakei auch mit Heizöl-Leicht-Brennern zur Dampferzeugung aus.

Stärker durch Stärke

„Der Rettungsanker“ der Agrana-Bilanz war laut Finanzvorstand Stephan Büttner der Bereich Stärke. Die Preise für Bioethanol sind deutlich nach oben gegangen. Der Umsatz der Agrana stieg auf 2,9 Milliarden Euro. Allerdings wollen die deutschen Grünen den Einsatz von Biosprit begrenzen: Man dürfe Getreide nur für Nahrungsmittel verwenden und nicht für die Spritproduktion.

Das von der Agrana verarbeitete Getreide kann jedoch nicht für die Herstellung von Mehl verwendet werden. Nur Premiumgetreide ist dafür geeignet. Der Rest des Getreides wird entweder an Tiere verfüttert oder zu Stärke, Ethanol und Eiweiß verarbeitet.

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