Ackermann tritt nach Manager-Suizid zurück

Als Folge des Selbstmords eines Top-Managers der Zurich-Versicherungsgruppe ist der Ex-Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, als Verwaltungsratspräsident des Schweizer Konzerns zurückgetreten. Zugleich gab er alle Funktionen als Mitglied des Gremiums ab. Zur Begründung verwies Ackermann am Donnerstag auf mögliche Vorwürfe gegen ihn im Zusammenhang mit dem Freitod des Zurich-Finanzchefs Pierre Wauthier.
„Ich habe Grund zur Annahme, dass die Familie meint, ich solle meinen Teil der Verantwortung hierfür tragen, ungeachtet dessen, wie unbegründet dies objektiv betrachtet auch sein mag“, erklärte der 65-jährige Spitzenmanager. „Daher sehe ich eine weitere erfolgreiche Führung des Verwaltungsrates zum Wohle der Zurich infrage gestellt. Um jegliche Rufschädigung zu Lasten von Zurich zu vermeiden, habe ich beschlossen, von allen meinen Funktionen im Verwaltungsrat mit sofortiger Wirkung zurückzutreten.“ Eine Sprecherin des Versicherungskonzerns wollte sich nicht dazu äußern, worauf Ackermann sich mit seinem Hinweis auf die Familie Wauthiers genau bezog.

Viele Baustellen
Der Konzern hatte im Laufe des vergangenen Jahres einen Aderlass von Spitzenleuten zu verkraften. Der Leiter des Sachversicherungsgeschäfts, Mario Greco, wurde Mitte 2012 Chef des italienischen Konkurrenten Generali. Vor zwei Wochen wechselte der Leiter des Leben-Geschäfts, Kevin Hogan, zu der amerikanischen AIG.
Der Zurich-Konzern ist das größte Versicherungsunternehmen der Schweiz und eines der fünf größten weltweit. Vor zwei Wochen hatte Zurich einen Gewinnrückgang infolge hoher Zahlungen für Naturkatastrophen - darunter das Hochwasser in Deutschland - sowie des anhaltenden Zinstiefs gemeldet und dabei die Erwartungen von Analysten verfehlt.
Wauthier ist der zweite Spitzenmanager eines Schweizer Unternehmens, der sich in den vergangenen Wochen das Leben nahm. Vor einem Monat wurde Carsten Schloter, der Chef des Schweizer Telecom-Konzerns Swisscom, tot in seiner Wohnung gefunden. Vor seinem Tod hatte er in Interviews von Burn-Out-Symptomen und auch von familiären Problemen im Zusammenhang mit seiner Scheidung vor einigen Jahren gesprochen.
Kirch-Verfahren: Ackermann vorgeladen
Ackermann plagen derzeit auch andere Sorgen: Seine Aussagen im Schadenersatzprozess der Kirch-Mediengruppe holen ihn wieder ein. Die Münchner Staatsanwaltschaft wolle den Schweizer im Zuge ihrer seit zwei Jahren andauernden Ermittlungen wegen Prozessbetrugs vernehmen. Vorladungen seien auch an weitere Ex-Manager der Bank gegangen, die ebenfalls verdächtigt werden, vor Gericht falsch ausgesagt zu haben. Ob Anklage erhoben wird, ist noch offen.
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