Ackermann tritt nach Manager-Suizid zurück

Ein Mann mit Mikrofon gestikuliert während einer Rede.
Josef Ackermann zieht Konsequenzen aus dem Freitod des Zurich-Finanzchefs. Viele Fragen bleiben offen.

Als Folge des Selbstmords eines Top-Managers der Zurich-Versicherungsgruppe ist der Ex-Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, als Verwaltungsratspräsident des Schweizer Konzerns zurückgetreten. Zugleich gab er alle Funktionen als Mitglied des Gremiums ab. Zur Begründung verwies Ackermann am Donnerstag auf mögliche Vorwürfe gegen ihn im Zusammenhang mit dem Freitod des Zurich-Finanzchefs Pierre Wauthier.

„Ich habe Grund zur Annahme, dass die Familie meint, ich solle meinen Teil der Verantwortung hierfür tragen, ungeachtet dessen, wie unbegründet dies objektiv betrachtet auch sein mag“, erklärte der 65-jährige Spitzenmanager. „Daher sehe ich eine weitere erfolgreiche Führung des Verwaltungsrates zum Wohle der Zurich infrage gestellt. Um jegliche Rufschädigung zu Lasten von Zurich zu vermeiden, habe ich beschlossen, von allen meinen Funktionen im Verwaltungsrat mit sofortiger Wirkung zurückzutreten.“ Eine Sprecherin des Versicherungskonzerns wollte sich nicht dazu äußern, worauf Ackermann sich mit seinem Hinweis auf die Familie Wauthiers genau bezog.

Porträt eines Mannes mit hellen Augen und dunklem Anzug.
epa03838831 (FILES) A file photo dated 13 November 2012 of Pierre Wauthier, chief financial officer of Zurich Insurance Group AG, in Zurich, Switzerland. Wauthier was found dead in his flat August 26, 2013. The cause of death has not been revealed so far. EPA/GAETAN BALLY
Zurich-Manager Wauthier ( Bild), seit 2011 Finanzvorstand des Konzerns, war am Montag tot in seiner Wohnung aufgefunden worden. Der 53-Jährige habe sich mit großer Wahrscheinlichkeit selbst getötet, erklärte einen Tag später die Polizei. Andere Schlüsse ließen die gerichtsmedizinischen Untersuchungen nicht zu. Angaben zu Hintergründen des Suizids machte die Polizei nicht.

Viele Baustellen

Der Konzern hatte im Laufe des vergangenen Jahres einen Aderlass von Spitzenleuten zu verkraften. Der Leiter des Sachversicherungsgeschäfts, Mario Greco, wurde Mitte 2012 Chef des italienischen Konkurrenten Generali. Vor zwei Wochen wechselte der Leiter des Leben-Geschäfts, Kevin Hogan, zu der amerikanischen AIG.

Der Zurich-Konzern ist das größte Versicherungsunternehmen der Schweiz und eines der fünf größten weltweit. Vor zwei Wochen hatte Zurich einen Gewinnrückgang infolge hoher Zahlungen für Naturkatastrophen - darunter das Hochwasser in Deutschland - sowie des anhaltenden Zinstiefs gemeldet und dabei die Erwartungen von Analysten verfehlt.

Wauthier ist der zweite Spitzenmanager eines Schweizer Unternehmens, der sich in den vergangenen Wochen das Leben nahm. Vor einem Monat wurde Carsten Schloter, der Chef des Schweizer Telecom-Konzerns Swisscom, tot in seiner Wohnung gefunden. Vor seinem Tod hatte er in Interviews von Burn-Out-Symptomen und auch von familiären Problemen im Zusammenhang mit seiner Scheidung vor einigen Jahren gesprochen.

Kirch-Verfahren: Ackermann vorgeladen

Ackermann plagen derzeit auch andere Sorgen: Seine Aussagen im Schadenersatzprozess der Kirch-Mediengruppe holen ihn wieder ein. Die Münchner Staatsanwaltschaft wolle den Schweizer im Zuge ihrer seit zwei Jahren andauernden Ermittlungen wegen Prozessbetrugs vernehmen. Vorladungen seien auch an weitere Ex-Manager der Bank gegangen, die ebenfalls verdächtigt werden, vor Gericht falsch ausgesagt zu haben. Ob Anklage erhoben wird, ist noch offen.

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